Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde

Klinische Abteilung für Neonatologie

Unser Team

Abteilungsleiter

Univ.-Prof. Dr. Berndt Urlesberger

Liste alphabetisch sortiert.
Aus Datenschutzgründen werden nur jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelistet, die dazu ihr Einverständnis gegeben haben.

Hospital LKH Univ.-Klinikum Graz, Klinische Abteilung für Neonatologie

Location Auenbruggerplatz 34/2, 8036 Graz

More MedUni - Profil

Binder-Heschl Corinna, Univ.Ass.PD DDr, FÄ

Hospital LKH Univ.-Klinikum Graz, Klinische Abteilung für Neonatologie

Location Auenbruggerplatz 34/2, 8036 Graz

More MedUni - Profil

Kohlmaier Benno, Univ.Ass. Dr., FA
850
stationär betreute Früh- und Neugeborene pro Jahr
350
Intensivpflegepatient*innen pro Jahr
98 %
Überlebensrate

Was wir tun

Mit ihren winzigen Körpern wirken sie ungeheuer zerbrechlich und doch repräsentieren diese kleinen Geschöpfe nicht selten Lebenswillen in seiner konzentriertesten, weil kleinsten vorstellbaren Form. Selbst langjährige „Expert*innen“ werden immer wieder aufs Neue in Staunen versetzt.

Die Neonatologie ist ein eigenständiges Teilgebiet der Kinderheilkunde und beschäftigt sich mit dem Neugeborenen und all seinen Problemen. Ein großer Teil unserer Patient*innen sind Frühgeborene (Kinder, die zum Zeitpunkt ihrer Geburt die 37. SSW noch nicht vollendet haben).
Es ist uns heute möglich, Frühgeborene ab der 24. SSW am Leben zu erhalten. Zu diesem Zeitpunkt beträgt das Körpergewicht ca. 500g. Da jedoch eine Unreife vor allem von Gehirn, Lunge, Magen-Darmtrakt und Augen vorliegt, treten in der Betreuung viele medizinische und pflegerische Probleme auf. Als Maß für die Leistungsfähigkeit einer Neonatologischen Abteilung gelten die Ergebnisse bei sehr kleinen Frühgeborenen.

Die Qualität der Neugeborenenmedizin entscheidet nicht nur über ein ganzes Lebensschicksal, sondern ist auch der wichtigste Faktor für das Ausmaß der Säuglingssterblichkeit, und diese wiederum ist ein empfindlicher Gradmesser für den gesamten Zivilisationsstatus einer Bevölkerung.
Das Erzielen einer guten Überlebensrate und vor allem einer guten Überlebensqualität ist nur durch ein hoch spezialisiertes Team möglich, in welchem ärztliche Mitarbeitende, engagierte erfahrene Kinderkrankenpflegepersonen, Techniker*innen, paramedizinische Versorgung (Physiotherapie, Logopädie) und Verwaltungskräfte gut zusammenarbeiten. Neben der medizinischen Betreuung sind auch ein enger Kontakt und eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern der uns anvertrauten Neugeborenen sehr wichtig für die Bewältigung der Probleme in dieser Lebensphase.

Unser primärer Versorgungsauftrag ist die ambulante und stationäre Betreuung von Früh- und Neugeborenen aus dem Raum Süd-, Ost- und Weststeiermark einschließlich der Landeshauptstadt. Dieses Einzugsgebiet umfasst jährlich ca. 10.000 Geburten. Darüber hinaus fungiert die Abteilung auch als österreichisches Referenzzentrum für spezielle Erkrankungen der Neugeborenenperiode.

Unsere Einrichtungen

Ambulanzen

Ambulanzzeit: Mo.–Fr.: 08:30–12:30 Uhr, 3.OG Zubau
Terminvereinbarung: Mo.–Fr.: 09:00–12:00 Uhr
+43 316385-13725

In der entwicklungsdiagnostischen Ambulanz werden jährlich etwa 550 Patient*innen (bei 1.300 Untersuchungen) untersucht. Durch die enge räumliche Nähe der Ambulanz zur Intensivstation wird der Kontakt der Eltern mit dieser Form der Nachsorge bereits sehr früh hergestellt, sodass 97% aller Eltern die Kontrolltermine wahrnehmen. Der Untersuchungsablauf beinhaltet die neurologische Untersuchung sowie eine Feststellung des Entwicklungsstandes des Kindes. Liegt im ersten Lebensjahr das Hauptaugenmerk auf der Erkennung neurologischer Auffälligkeiten (in erster Linie Diagnostik der Cerebralparese), so liegt in den späteren Jahren der Schwerpunkt in der Erfassung von mentalen und kognitiven Defiziten.

Ambulanzzeit: Di. 08:30–12:30 Uhr und nach Vereinbarung, 3.OG Zubau
Terminvereinbarung: Mo.–Fr.: 09:00–12:00 Uhr
+43 316 385-13725

Diese Nachsorgembulanz komplettiert das Netzwerk der ambulanten Nachbetreuung von intensivgepflegten Früh- und Reifgeborenen nach der Entlassung aus der stationären Betreuung. Die Ambulanz kooperiert mit niedergelassenen Kinderfachärzt*innen, der Entwicklungsdiagnostischen Nachsorge, mit den anderen Ambulanzen der Klinik, den medizinisch-technischen Diensten (Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie) sowie anderen Universitätskliniken (Augenklinik, Neurochirurgie, Kinderchirurgie, HNO-Klinik, Dermatologie).

Unsere Patient*innen erhalten grundsätzlich Kontrollen in Zwei- bis Vier-Wochen-Intervallen.  Individuell erfolgen notwendige Blutabnahmen (zur Kontrolle von Blut, Elektrolyten, Bilirubin u.a. oder serologische Kontrollen bei Toxoplasmose etc).

Neben Frühgeborenen bis zur 28. SSW und small-for-date Kindern (Kinder die kleiner sind als der Durchschnitt im selben Alter) betreuen wir u.a. Kinder mit bronchopulmonaler Dysplasie, mit anamnestischen Trink- oder Stuhlproblemen, zu erwartenden sozialen Problemen, Handling-Problemen, elterlichen Unsicherheiten oder fehlendem Kinderarzt.
So früh wie möglich wird dieses Betreuungsnetzwerk in die Hände der/des niedergelassenen Kinderfachärzt*in weitergegeben. Zuweisungen von Neugeborenen oder jungen Säuglingen aus der Hauptambulanz, von anderen geburtshilflichen Abteilungen oder aus dem niedergelassenen Bereich sind nach Rücksprache immer möglich.
Jährlich werden hier etwa 300 Untersuchungen durchgeführt.

Ambulanzzeit: Mo.–Do.: 11:00–12:00 Uhr, 3.OG Zubau
Terminvereinbarung: Mo–Fr.: 09:00–12:00 Uhr
+43 316 385-13725

Jährlich erfolgen bei uns etwa 300 ambulante Ultraschalluntersuchungen, wobei der Schwerpunkt auf der kraniellen Sonographie inkl. Dopplersonographie der zerebralen Gefäße liegt. Weiters erfolgen Screeninguntersuchungen der Säuglingshüfte sowie der Nieren (Hydronephrose-Screening).

Bettenstationen

Telefon: +43 316 385-83035

Im Versorgungskonzept kleiner, unreifer Frühgeborener werden diese die ersten vier bis fünf Lebenstagen auf dieser Station betreut und nachfolgend an die neonatologische Intensivstation an die Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde transferiert.

Sechs neonatologische Oberärzt*innen, zwei Fachärztinnen in Ausbildung, 41 diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen und fünf Pflegeassistent*innen kümmern sich um die Kleinen.

Neben der intensivmedizinischen Betreuung von Früh- und Reifgeborenen umfasst das Tätigkeitsfeld kinderärztliche Einsätze zur Erstversorgung von Neugeborenen im Kreißsaal sowie die kinderärztlichen Visiten in den Kinderzimmern der Wochenbettstationen am ersten und vierten Lebenstag. Weiters erfolgen die sonographische Hüftuntersuchung in der ersten Lebenswoche und das Hörscreening.

16 Betten (wovon acht als Intensivplätze reserviert sind) stehen auf der Intensivstation, die direkt beim Kreißsaal angesiedelt ist, zur Verfügung.

Die geltenden Besuchszeiten und -regelungen (z.B. Anzahl der Personen, Zutrittsalter etc.) erfahren Sie vom Stationsteam.

Telefon: +43 316 385-82624

Im Gegensatz zu vielen neonatologischen Intensivstationen verfolgen wir das Prinzip der kleinen Intensiveinheiten. So sind alle Intensivzimmer mit nur zwei Betten ausgestattet. Dies ermöglicht ideale überschaubare Einheiten in der Pflege (eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson versorgt ein Zimmer mit zwei Betten). Weiters sichert dies aber auch vor allem den betreuten Kindern viel Ruhe und den begleitenden Eltern ein hohes Maß an Privatsphäre. Aufgrund dieser kleinen Einheiten können auch Untersuchungen (z. B.: Röntgen, Ultraschalluntersuchung) oder kleinere Eingriffe ohne Störungen der anderen Patient*innen durchgeführt werden.

Die Zimmer sind mit vollen Monitorsystemen ausgestattet und ermöglichen so auch in dieser Pflegephase eine gute Patient*innenüberwachung, sodass die Verantwortung nicht alleine auf der Mutter lastet. 
Insgesamt stehen 21 Betten auf der Intensivstation zur Verfügung, wobei drei als Mutter-Kind-Einheiten in Anspruch genommen werden können.
Sechs neonatologische Oberärzt*innen, vier Fachärzt*innen in Ausbildung, 53 diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen sowie vier Pflegeassistent*innen sind auf dieser Station tätig.

Die geltenden Besuchszeiten und -regelungen (z.B. Anzahl der Personen, Zutrittsalter etc.) erfahren Sie vom Stationsteam.

Telefon: +43 316 385-82626

Die neonatologische Normalpflegestation befindet sich im 3. OG des Haupthauses der Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde zusammen mit der Station der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Kardiologie.

Die Station umfasst zehn Krankenbetten zur Betreuung bzw. Nachsorge von Früh-/Reifgeborenen und Säuglingen mit verschiedenen internen Krankheiten, welche von der Hauptambulanz zugewiesen werden. Von den sieben Zimmern sind fünf als Mutter-Kind-Einheiten konzipiert.
Die ärztliche Betreuung erfolgt durch neonatologische Oberärzt*innen und zwei bis drei Turnusärzt*innen.
Patient*innen und Bezugspersonen werden von einem erfahrenen Team aus 26 diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen und zehn Pflegeassistent*innen versorgt.
Die geltenden Besuchszeiten und -regelungen (z. B. Anzahl der Personen, Zutrittsalter etc.) erfahren Sie vom Stationsteam.

Unsere Leistungen

Die Pflege der Frühchen

Auf unseren Stationen werden Kinder behandelt und gepflegt, welche schwerkrank oder zu früh geboren wurden. Unreife, Anpassungsschwierigkeiten oder Infektionen machen es häufig notwendig, dass die Kinder in Brutkästen (Inkubatoren) liegen und oft auch eine künstliche Beatmung benötigen. Zur optimalen Überwachung sind viele technische Geräte (z. B. Herz-/Atmungsmonitore, Sauerstoffüberwachung und andere) notwendig. Unsere Herausforderung in der täglichen Pflege besteht darin, die Balance zwischen der lebensnotwendigen und lebenserhaltenden medizintechnischen Intensivpflege und den menschlichen und psychischen Bedürfnissen unserer kleinen Patient*innen und deren Eltern zu finden. Die Pflegeplanung und die Pflegemaßnahmen erfolgen nach dem Pflegemodell NANCY ROPER unter Berücksichtigung der einzelnen Lebensaktivitäten, um eine individuelle Pflege ermöglichen zu können. Neben diesem Pflegemodell setzen wir in der Pflege zusätzlich noch andere Schwerpunkte:

Da Frühgeborene eine lange Zeit im Inkubator ("Brutkasten") verbringen und während dieser Zeit vielen pflegerischen und auch überwachungstechnischen Einflüssen ausgeliefert sind, erscheint uns Privatsphäre und Ruhe als äußerst wichtig. Um dies zu ermöglichen, wurden einerseits die entsprechenden baulichen Maßnahmen ergriffen (nur zwei Intensivplätze pro Zimmer, Schutz vor Licht- und Lärmbelästigun etc.), als auch der Pflegeablauf in dieser Richtung koordiniert.

Während des oft wochenlangen Aufenthaltes auf Station kommen unsere kleinen Patient*innen im Rahmen der Pflege mit vielen verschiedenen Personen in Kontakt. Eine achtsame und durch alle beteiligten Personen in ähnlicher Weise durchgeführte Kontaktaufnahme über die Haut verhindert ständige Irritationen des Babys. Dabei bedienen wir uns der Grundprinzipien der Basalen Stimulation. Viele dieser Maßnahmen werden individuell für jedes Baby angepasst. Dies ermöglicht mehr zärtliche Zuwendung und ein besseres Eingehen auf die besonderen Bedürfnisse unserer "Frühchen". Alle Schwestern der Station haben diesbezüglich eine weiterführende Ausbildung.

Eine wichtige Rolle spielt auch das Einbinden der Eltern in Pflegemaßnahmen. Unser gesamtes Team ist stets um einen sehr frühen Beziehungsaufbau zwischen Eltern und Kind bemüht. Eine freundliche, ruhige Atmosphäre ist dabei von Bedeutung, vor allem wenn die Eltern ihr Kind aus dem Inkubator zum Kuscheln bekommen. Dieses "Kangorooing" (= intensiver Hautkontakt zwischen Kind und einem Elternteil, wobei das Baby auf den Oberkörper gelegt wird), wie wir es nennen, ist auch bei Kindern möglich, die noch beatmet werden. Oft können die Eltern gewisse Teile der Pflege schon nach kurzer Zeit übernehmen. Wir versuchen den Eltern von Anfang an die Wichtigkeit der regelmäßigen Besuche, Massagen und Berührungen zu vermitteln und sie dabei zu unterstützen. Für besonders wichtig halten wir die Aufnahme der Mutter oder des Vaters einige Tage vor Entlassung von langzeit-behandelten Frühgeborenen, um durch diese Vorbereitungszeit mögliche Interaktionsstörungen zu reduzieren und pflegerische Probleme gleich besprechen zu können.

Auch für Frühgeborene ist die Muttermilch die beste Ernährung. In den ersten Tagen der Intensivtherapie ist ein Stillen der Kinder oft unmöglich, sie bekommen jedoch in dieser Zeit schon die Milch ihrer Mutter über eine Sonde verabreicht. In der späteren Phase der Pflege kann das Baby dann meistens gestillt werden. In all diesen Phasen stehen wir bei eventuell auftretenden Problemen (z. B. beim Abpumpen und der weiteren Behandlung der Muttermilch oder bei anderen Stillproblemen) gerne beratend zur Seite.

Klinische Psychologie in der Neonatologie

Für viele Eltern ist die zu frühe Geburt bzw. die Aufnahme ihres Babys an der Neonatologie ungeplant und überraschend. In dieser Situation haben die meisten Eltern Angst und Sorge um ihr Kind. Zur Unterstützung bieten wir allen Müttern und/oder Vätern die Möglichkeit einer psychologischen Elternbetreuung an, die während des gesamten stationären Aufenthaltes des Babys auf der Neonatologie in Anspruch genommen werden kann. Unsere Klinischen Psychologinnen wollen Sie als Eltern in einem vertrauensvollen Rahmen durch diese Zeit begleiten.

Wir sind für Sie da

Bei Fragen bzw. für Terminvereinbarungen können Sie uns
von Montag bis Freitag unter
+43 316 385-14546 erreichen.

Physiotherapie in der Neonatologie

Frühgeborene sind der Schwerkraft und anderen Umgebungsreizen vorzeitig ausgesetzt und entwickeln aufgrund ihrer muskulären Unreife Ersatzhaltungs- und Ersatzbewegungsmuster. Durch physiotherapeutische Maßnahmen versuchen wir die Entwicklung dieser zu reduzieren, die Selbstregulationsfähigkeit zu fördern und Eltern einfühlsam im förderlichen Umgang zu schulen. Lagerung, klare Reizgebung, achtsame Aktivierung, Positionswechsel u.a. machen einen wichtigen Teil dieser begleitenden Physiotherapie aus.
Bei besonderen Fragestellungen wie einer drohenden Entwicklungsbeeinträchtigung oder Fehlhaltungen werden in Abhängigkeit von der Belastbarkeit individuelle Therapiepläne erarbeitet.

Wir sind für Sie da

Die Behandlung erfolgt ausschließlich durch Physiotherapeut*innen mit entsprechenden Zusatzausbildungen.

Bei Fragen melden Sie sich bitte unter der Telefonnummer +43 316 385-12662.

Logopädie in der Neonatologie

Die logopädische Tätigkeit in der Neonatologie umfasst die Behandlungen von Saug- und Schluckstörungen. Fehlfunktionen in diesen Bereichen können zu Problemen in der Entwicklung der Sprache und des Sprechens führen, da es sich hierbei um Sekundärfunktionen derselben Organe handelt. Nur ein reibungsloses Zusammenspiel der einzelnen hochdifferenzierten Abläufe gewährleistet ein optimales Ergebnis. Die am Saug-Schluckakt beteiligten Strukturen sind: Ober- und Unterkiefer, Lippen- und Wangenmuskulatur, Zunge, Gaumen, Mundboden, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre.

Die Grundlage zum Saugen und Schlucken bilden die oralen Reflexe, wie der Such-Reflex (Rooting), Saug-Schluckreflex, Beißreflex und Würgereflex. Der Suchreflex dient dem Säugling dazu, die Nahrungsquelle ausfindig zu machen und bereitet ihn auf die eigentliche Nahrungsaufnahme vor. Durch Berührung der Lippen wird der Saug-Schluckreflex ausgelöst. Neugeborene haben ein rhythmisches Saugmuster, mit einem eigenen Tempo beim Saugen, eine individuelle Saugkraft (abhängig vom Muskeltonus und damit verbundener Wangen- und Kieferstabilität) und ein bestimmtes Verhältnis von Saugen und Pausen. Der Beißreflex beeinflusst die Kieferkontrolle beim Saugen durch ein rhythmisches Öffnen und Schließen des Kiefers. Der Würgereflex stellt einen Schutzmechanismus dar. Diese umgekehrte peristaltische Bewegung des Rachens schützt den Säugling vor dem Verschlucken.
Auch bei Erwachsenen besteht noch ein Würgreflex, jedoch ist die Auslöseschwelle nach hinten verlagert.
Reflexe sind die Bausteine zur Entwicklung von kontrollierbaren, motorischen Bewegungsabläufen. Obwohl Altersangaben für die Dauer von Reflexen bestehen, ist es schwierig, sie eindeutig altersbezogen festzulegen. Zwischen vier bis sechs Monaten sind die meisten Reflexe nicht mehr obligatorisch und werden durch die neurologische Reifung in willentlich steuerbare Bewegungen umgebaut. Bei längerem Andauern dieser Reflexe wird die physiologische Entwicklung der orofacialen Bewegungen beeinträchtigt.

  1. Neurologische Unreife
  2. Abnormer Muskeltonus
  3. Instabiler Allgemeinzustand
  4. Mangelnde Stabilität in Nacken, Schultern und Rumpf
  5. Reduzierte orale Reflexe
  6. Eingeschränkte Zungenbewegungen, Zungenretraktion(verstärkte Zungenprotrusion und Zungenstoß) und herabgesetzte Lippenfunktion (Lippenretraktion, Lippenstülpen, geringer Lippentonus)
  7. Ungenügende Kieferstabilität (Kieferextension, Kieferretraktion) und Wangenstabilität durch zu niedrige Muskelspannung
  8. Ineffiziente Gaumensegelbewegungen ohne organische Ursache
  9. Koordinationsstörung von Saugen, Schlucken und Atmen
  10. Notwendige intensivmedizinische Maßnahmen (z. B. beim Absaugen) können zu einer gestörten Sensibilität im orofacialen Bereich führen
  11. Neurologisch bedingte Schluckstörungen
  12. Fehlbildungen im orofacialen Bereich, wie z. B. Spaltbildung im Bereich der Lippen, des harten und/oder des weichen Gaumens, submucöse Gaumenspalte, Mikrogenie (z. B. bei Pierre-Robin Syndrom), Retrogenie etc.
  1. Visuelle Begutachtung der einzelnen oralen Strukturen unter Einbeziehung der gesamtkörperlichen Zusammenhänge (Kiefer, Gaumen, Wangen, Lippen, Zunge)
  2. Palpatorische Untersuchung der anatomischen Strukturen und deren Zusammenhänge; sowie des Muskeltonus und der oralen Reflexe, unter Berücksichtigung der Sensorik (= Fähigkeit der Sinnesorgane, Reize zu empfangen, zu erkennen oder zu interpretieren), die das Erlernen neuer Bewegungsmuster überhaupt ermöglicht
  3. Untersuchung des Saug-Schluckmusters bei der Nahrungsaufnahme
  4. Absprache mit Ärzt*innen, Pflegepersonal, Physiotherapeut*innen und Eltern
  5. Anhand der Untersuchungsergebnisse werden effiziente Behandlungsstrategien erarbeitet

Obwohl für verschiedene Störungen und verschiedene Kinder unterschiedliche Techniken angewendet werden, gibt es grundlegende Prinzipien, die für alle Programme zur Behandlung von Saug- und Schluckstörungen gelten.

Kriterien der Behandlung

  1. Die Berücksichtigung von Körperhaltung und Bewegung, sowie Hemmung pathologischer Reflexe.
  2. Dem Kind wird ermöglicht, visuelle, auditive, taktile, vestibuläre, Geschmacks- und Temperaturinformationen zu tolerieren und zu integrieren, bevor neue orale Muster angebahnt werden.
  3. Stimulation oder Anbahnung neuer sensomotorischer Abläufe, die zum Repertoire der normalen Entwicklung gehören:
    - Kommunikativer Einsatz von Berührung und Bewegung
    - Facilitation des Schluckreflexes
    - Verbesserung von Tonus und Bewegung in Lippen, Wange und Zunge
    - Facilitation eines rhythmischen Saug-Schlucken
  4. Primitive Muster als Grundlage für das motorische Lernen sollten nicht als solche bestehen bleiben, sondern gefördert und integriert werden, um besser mit Nahrung umgehen zu lernen.

Zum Aufgabenbereich des logopädisch-phoniatrisch-audiologischen Dienstes (Dipl. Logopäd*in) gehört auch die Messung des Hörvermögens. Die Prüfung eines Hörschadens bei Neugeborenen auf der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz wird mit dem ALGO 1e Newborn Hearing Screener durchgeführt. Die Messung beruht auf der automatisierten Messung auditiver Hirnstammpotentiale. Es werden viele Klickgeräusche mit einer Lautstärke von 35 dB erzeugt, die über Kopfhörer weitergeleitet werden. Die durch eine Hörreaktion erzeugten akustisch evozierten Hirnstammpotentiale werden gemessen, gemittelt und mit einer (gespeicherten) Idealkurve vom Gerät verglichen. Der Grad der Übereinstimmung wird in Form einer Wahrscheinlichkeitsrechnung angegeben und das Ergebnis als unauffällig oder auffällig angegeben. Die Neugeborenen sollten sich bei der Untersuchung im Tiefschlaf befinden. Das Gerät eignet sich für Kinder zwischen der 34. SSW bis zum max. sechsten Lebensmonat. Ab dem dritten Lebensmonat erfolgt die Messung des Hörvermögens nur mehr in großen Ausnahmesituationen, da die meisten Kinder dann schon zu lebhaft sind.

Wir sind für Sie da

Terminvereinbarung für ambulante ALGO Untersuchung: +43 316 385-13725

Für Eltern

Elternbetreuung

Die Förderung und Unterstützung einer frühzeitigen guten Mutter-Kind-Beziehung stellt ein wichtiges Anliegen jeder neonatologischen Abteilung dar. Der rasche Kontakt zwischen Eltern und dem oft schwer erkrankten Neugeborenen trägt wesentlich zur Überwindung von Schock-, Angst und Schuldgefühlen und negativer Emotion, vor allem auf Seiten der Eltern, bei. Die unbeschränkte Besuchszeit für die Eltern ist seit 1975 selbstverständlich. Das Pflegepersonal unterstützt die Eltern gerne in der Kontaktaufnahme mit ihrem neugeborenen Kind während aller Phasen des stationären Aufenthaltes. Schnellstmöglich können die Eltern in die Pflegemaßnahmen eingebunden werden. Sobald es der klinische Zustand erlaubt, wird der Eltern-Kind-Kontakt frühzeitig durch "Kangaroo"-Sitzungen intensiviert. Im Rahmen des Neubaues wurde nun erstmals auch auf einer Intensivstation die Aufnahme der Eltern in einem Mutter-Kind-Zimmer ermöglicht. Drei solcher Mutter-Kind-Zimmer Einheiten stehen zur Verfügung und können im Anschluss an die Intensivtherapie in Anspruch genommen werden. Für besonders wichtig halten wir die Aufnahme der Mutter oder des Vaters einige Tage vor Entlassung von langzeit-behandelten Frühgeborenen, um durch diese Vorbereitungszeit mögliche Interaktionsstörungen zu reduzieren und pflegerische Probleme gleich besprechen zu können. Für mitaufgenommene Eltern stehen neben entsprechenden Garderoben auch ein Eltern-Raum mit kleiner Teeküche und eigener Sanitäreinheit zur Verfügung.

Da die erste gemeinsame Zeit mit einem Neugeborenen sehr aufregend und spannend sein kann, haben wir für Sie ein paar Tipps und Informationen, damit Sie diese Zeit möglichst stressfrei überstehen können. 

Auf der Seite unseres Vereins „Kleine Helden – Initiative für Früh- und Neugeborene“ finden Sie Informationen und Unterstützung für Sie und Ihr frühgeborenes Baby.

Historisches

Anna Kinderspital Heinrichstraße, Graz | ©LKH-Univ. Klinikum Graz

Der österreichische Kinderarzt und Bakteriologe Theodor Escherich (1857-1911) erkannte bereits die Bedeutung der Neugeborenenmedizin für die Kinderheilkunde, weshalb er 1899 die erste Neugeborenenstation im Anna Kinderspital (Heinrichstraße, Graz) errichtete und Neugeborene aus der Landesfindelanstalt in der Paulustorgasse übernahm.
Der Verdienst Escherichs kann gar nicht hoch genug bewertet werden, da Säuglingsstationen in Kinderkrankenhäusern jener Zeit wegen der hohen Sterblichkeit (60-70%) eher unerwünscht waren. Die hohe Neugeborenensterblichkeit hielt bis in die frühen 70er-Jahre des 20.Jahrhunderts an.
Mit gewaltigen Anstrengungen gingen medizinische und politische Verantwortliche daher daran, diesen Zustand zu verbessern.

Nachdem 1974 erstmals Neugeborene in der Steiermark künstlich beatmet wurden, wurde 1975 ein Abholdienst aus auswärtigen Spitälern eingerichtet.
1977 erfolgte die Adaptierung fünf einfacher Krankenzimmer zur Neonatologischen Intensivstation im dritten Stock der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde. 1993 wurde mit der Planung eines neuen Intensiv-Behandlungs- und Ambulanzbereiches begonnen, der seit Ende 1997 an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugenheilkunde in Graz in Betrieb ist. Damit zählte die Intensivstation der Klinischen Abteilung für Neonatologie baulich zu den modernsten in Europa. 1998 wurde die Abteilung für peripartale Pädiatrie sanitätsbehördlich der Klinischen Abteilung für Neonatologie zugeordnet. Diese wurde dann 2007 baulich komplett erneuert.

Als sichtbares Zeichen werden am 17. November weltweit Gebäude, wie auch das Direktionsgebäude des LKH-Univ. Klinikum Graz, lila beleuchtet. | ©LKH-Univ.-Klinikum Graz

Die klinische Abteilung für Neonatologie umfasst nun zwei Intensivstationen, eine (Neo 1) befindet sich an der Univ.-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und ist hier direkt an den Kreissaal angeschlossen. Die andere (Neo 2) befindet sich an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Nur die Zentralisierung neonatologischer Spitzenmedizin auf eine Abteilung mit großem Einzugsgebiet sichert uns jene Erfahrung und Routine in der Behandlung oft schwierigster Krankheitsbilder. Der erzielte Erfolg kann sich auch heute sehen lassen und ist gut dokumentiert: Die Steiermark ist seit Jahren jenes Bundesland, das mit durchschnittlich 0,3% die niedrigste Neugeborenen- und Säuglingssterblichkeit aller österreichischen Bundesländer aufweist. Um auf die besonderen Bedürfnisse der Frühchen aufmerksam zu machen, findet seit 2011 am 17. November der Weltfrühgeborenen Tag (World Prematurity Day) statt.