UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Klinische Abteilung fĂŒr Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin

"Versorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sollte individuell, professionell und prĂ€ventiv erfolgen. HierfĂŒr möchten wir stehen, um immer wieder neu gelebte Zukunft zu schaffen."

Abteilungsleiterin

Univ.-Prof. Dr. Isabel Böge

Wir sind fĂŒr Sie da

Vergabe von Ambulanz-Terminen
Mo.­–Mi.: 07:30–12:30 Uhr
+43 316 385-31644

Ambulanzöffnungszeiten
Mo.–Do.: 08:00–15:00 Uhr
Fr.: 09:00–16:00 Uhr

Sie finden uns
im GebÀude der Kinderklinik, 4. Stock

Unsere Leistungen

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Störungsbilder schon im Jugendalter

Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie wird vielfach zur Psychologie gerechnet und von der Somatik getrennt. Oft haftet dem Fach ein Stigma an oder es wird gar nicht erst anerkannt, dass Kinder und Jugendliche psychische Probleme haben können. Bis in die 1980er-Jahre ging man z. B. davon aus, dass bei Kindern depressive Erkrankungen nicht existieren. Dies ist inzwischen widerlegt.
In Studien wurde gezeigt: 75 % aller psychischen Erkrankungen beginnen im Alter von 7 bis 24 Jahren, 50 % bis zum 14. Lebensjahr. Fast alle Störungsbilder der Erwachsenenpsychiatrie kommen auch im Kindes- und Jugendalter vor. Auch wenn die Störungsbilder in der Erwachsenenpsychiatrie einen gleichen Namen tragen, prÀsentieren sich die Problemlagen bei Kindern und Jugendlichen oftmals anders. Deswegen sollten Kinder und Jugendliche immer von Kinder- und Jugend-Psychiater*innen/-Psychotherapeut*innen/-Psycholog*innen behandelt werden.

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Innovative Behandlungskonzepte stehen im Vordergrund

Bestimmte Störungsbilder kommen vor allem oder nur im Kindes- und Jugendalter vor (z. B. Störung des Sozialverhaltens, EinnĂ€ssen, reaktive Bindungsstörungen u. v. m.). DarĂŒberhinaus hat man es mit einem Familien- bzw. Bezugssystem zu tun, Kinder sind rechtlich noch nicht einwilligungsfĂ€hig, Psychopharmakotherapien oftmals nicht zugelassen oder die Forschung mit extra HĂŒrden versehen.

FĂŒr Kinder und Jugendliche mĂŒssen ausreichende und niederschwellige Angebote etabliert werden, sowie Forschung in PrĂ€vention, aber auch in konkrete innovative Behandlungskonzepte investiert werden. Bei Studierenden soll das Interesse am Fach geweckt werden, damit sie als ausgebildete Ärzt*innen psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen nicht ĂŒbersehen. So kann möglichst frĂŒh eine kompetente Versorgung fĂŒr psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche angeboten werden.

HierfĂŒr möchte die Abteilung fĂŒr Kinder- und Jugendpsychiatrie am LKH-Univ. Klinikum Graz stehen!

Unsere Ambulanzen

Unsere Ambulanzen finden Sie am GelÀnde des LKH-Univ. Klinikum Graz, Auenbruggerplatz 34, 8036 Graz.

Die Ambulanz der Abteilung fĂŒr Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin startete mit den ersten Patient*innen am LKH-Univ. Klinikum Graz am 01.02.2023. Auch wenn alle Patient*innen mit Krankheitsbildern aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt werden können, so werden vor allem vier Schwerpunktthemen angeboten:

Ambulanzzeiten
Dienstags: 08:00–15:00 Uhr

Nicht nur Anorexia Nervosa, sondern auch Bulemie und Adipositas fallen unter den Begriff „Essstörungen im Kindes- und Jugendalter“. Die Anorexie steht weit im Vordergrund der Vorstellungen von essgestörten Jugendlichen. Knapp 1 % aller MĂ€dchen und Frauen leiden unter einer Essstörung, wobei der HĂ€ufigkeitsgipfel des Beginns von anorektischen Erkrankungen zwischen dem 15. und 16. Lebensjahr liegt.

Anorexia Nervosa wird definiert als Body-Mass-Index (BMI) von weniger als 18,5 bei Erwachsenen, bei Kindern als ein BMI unter der 5. Perzentile oder ein rascher Gewichtsverlust (z. B. mehr als 20 % des gesamten Körpergewichts innerhalb von 6 Monaten). Die Behandlung dieses Störungsbildes hat sich in den letzten Jahrzehnten insofern gewandelt, als dass die sofortige Sondierung etwas in den Hintergrund gerĂŒckt ist. Stattdessen steht der Einbezug der Patient*innen in klar vorgegebenen Grenzen mit Motivation zur Behandlung, Erhalt – wenn möglich – oraler Nahrungsaufnahme und Einbezug des Familiensettings im Vordergrund .

Die neugegrĂŒndete Ambulanz fĂŒr Essstörungen bietet hierfĂŒr den Rahmen: Bei entstandener Essstörung können die ambulanten/teilstationĂ€ren/stationĂ€ren/tagesstrukturierenden oder Homettreatment-Möglichkeiten zur Behandlung in der Region Graz gemeinsam besprochen und installiert werden. Weiters wird ein Angebot zur Nachbetreuung dieser Patient*innen nach einem stationĂ€ren oder teilstationĂ€ren Aufenthalt zur VerfĂŒgung gestellt .
Eine Begleitforschung insbesondere in Bezug auf mögliche genetische Faktoren, die zur Entstehung der Anorexie im Kindes- und Jugendalter beitragen, wird erfolgen.

Ambulanzzeiten
Freitags: 09:00–16:00 Uhr

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ihre empfundene geschlechtliche IdentitĂ€t im Widerspruch zu der ihnen personenstandsrechtlich zugeschriebenen Geschlechtszugehörigkeit wahrnehmen, ist in den letzten Jahren sehr stark gestiegen. Wenn ein Kind oder ein*e Jugendliche*r sich „im falschen Körper“ fĂŒhlt, entsteht regelmĂ€ĂŸig viel Unsicherheit im Familiensystem und Umfeld.
Folgende Fragen können auftauchen:

  • was bedeutet dies rechtlich,
  • welche Behandlungsschritte sind möglich,
  • was bedeutet PubertĂ€tsblockade,
  • ab wann kann eine Operation erfolgen,
  • was bedeutet eine Genderdysphorie fĂŒr die psychische Gesundheit dieser Jugendlichen?

Diese Ambulanz soll dazu beitragen, auf dem neusten Stand der Wissenschaft eine Anlaufstelle zur Information, aber auch zur Einleitung von Behandlungsschritten oder fĂŒr die Begleitung von Behandlungen zu sein.

Ambulanzzeiten
Mo., Mi. und Do.: 08:00–15:00 Uhr

In der ICD 11 wurde eine neue Kategorie geschaffen, die sich "Neuronale Entwicklungsstörungen" nennt. Unter den Neuronalen Entwicklungsstörungen versteht man Verhaltens- und kognitive Störungen, die wĂ€hrend der Entwicklungsphase auftreten und die mit erheblichen Schwierigkeiten beim Erwerb und der AusfĂŒhrung bestimmter intellektueller, motorischer, sprachlicher oder sozialer Funktionen verbunden sind.
Hierunter fallen Störungen der Intelligenzentwicklung, der Sprachentwicklung sowie Teilleistungsstörungen im Sinne von Störungen der Lernentwicklung, aber auch motorische Störungen. Die Ursachen der Entstehung (Ätiologie) sind komplex und bisher noch nicht vollstĂ€ndig geklĂ€rt.

Die in der ICD10 bisher differenziert aufgefĂŒhrten, unterschiedlichen Autismus-Diagnosen werden in der ICD 11 unter dem Überbegriff "Autismus-Spektrum-Störung" zusammengefasst.
Die Autismus-Spektrum-Störung ist gekennzeichnet durch anhaltende Defizite in der FĂ€higkeit, wechselseitige soziale Interaktionen und soziale Kommunikation zu initiieren und aufrechtzuerhalten, sowie durch eine Reihe von eingeschrĂ€nkten, sich wiederholenden und unflexiblen Verhaltensmustern, Interessen oder AktivitĂ€ten, die fĂŒr das Alter und den soziokulturellen Kontext der Person eindeutig untypisch oder exzessiv sind.
Der Beginn der Störung liegt dabei typischerweise in der Entwicklungsphase der frĂŒhen Kindheit, wobei sich Symptome auch erst spĂ€ter vollstĂ€ndig manifestieren können, wenn die sozialen Anforderungen die begrenzten FĂ€higkeiten des Kindes ĂŒbersteigen.

Nicht zuletzt fÀllt die Aufmerksamkeitsdefizit-HyperaktivitÀtsstörung in die Kategorie der neuronalen Entwicklungsstörungen.
Diese ist durch ein anhaltendes Muster (mindestens 6 Monate) von Unaufmerksamkeit und/oder HyperaktivitĂ€t-ImpulsivitĂ€t gekennzeichnet, das sich unmittelbar negativ auf die schulischen, beruflichen oder sozialen Leistungen auswirkt. Das Ausmaß der Unaufmerksamkeit und HyperaktivitĂ€t-ImpulsivitĂ€t liegt außerhalb der normalen Schwankungsbreite, die fĂŒr das Alter und die intellektuelle LeistungsfĂ€higkeit erwartet wird. Damit eine Diagnose gestellt werden kann, mĂŒssen die Manifestationen der Unaufmerksamkeit und/oder der HyperaktivitĂ€t-ImpulsivitĂ€t durchgĂ€ngig in verschiedenen Situationen oder Umgebungen (z. B. zu Hause, in der Schule, in der Behandlung, bei Freunden oder Verwandten) zu beobachten sein.

ErgĂ€nzend werden Tic Störungen in diese Kategorie gefasst: PrimĂ€re Tics oder Ticstörungen sind durch das Vorhandensein von chronischen, motorischen und/oder vokalen (phonischen) Tics gekennzeichnet. Um diagnostiziert zu werden, mĂŒssen die Tics seit mindestens ein Jahr vorhanden sein, auch wenn sie sich nicht stĂ€ndig manifestieren.

Ambulanzzeiten
Mo., Mi. und Do.: 08:00–15:00 Uhr

Im Zuge der Coronapandemie sind die internalisierenden Störungsbilder stark in den Vordergrund getreten. WÀhrend man bis zu den 1970er-Jahren noch davon ausging, dass Kinder und Jugendliche keine Depression entwickeln können, werden heute Depressionen zwar immer noch selten im Kindes-(PunktprÀvalenz von <2 %), aber hÀufiger im Jugendalter (PunktprÀvalenz 9,4-18,5 %) diagnostiziert.
Eine Depression nimmt dabei – gerade bei zuvor unauffĂ€lligen Kindern – ihren Anfang in aller Stille, ohne nennenswerte Ă€ußere Zeichen. Sie entwickelt und festigt sich in genau gleicher Weise, still und heimlich in aller Öffentlichkeit, ohne von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Die VerĂ€nderungen zeigen dabei eine ĂŒberdauernde StabilitĂ€t (Mindestdauer zwei Wochen), ohne dass es zu einer Restabilisierung kommt.

Umso wichtiger ist es, eine Ambulanz fĂŒr Kinder und Jugendliche zu etablieren, in der niederschwellig Hilfen angeboten werden, die Notwendigkeit von weitergehender Behandlung eingeschĂ€tzt wird, Psychotherapien begonnen werden und – wenn erforderlich – eine Psychopharmakotherapie initiiert werden kann.

Eine Psychopharmakotherapie sollte dabei nur als „KrĂŒcke“ dienen, um eine TherapiefĂ€higkeit herzustellen, da die pharmakologischen Möglichkeiten im Kindes- und Jugendalter sehr begrenzt sind. Zudem gibt es fĂŒr trizyklische Antidepressiva im Kindes- und Jugendalter keine empirisch nachgewiesene Wirksamkeit, so dass Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (im Vordergrund Fluoxetin) in aller Regel das Mittel der ersten Wahl darstellen.

Eine Medikation sollte aber nur unterstĂŒtzend eingesetzt werden: Ein gutes ArbeitsbĂŒndnis mit den Patient*innen sowie eine begleitende Psychotherapie sollten im Vordergrund stehen.

StationÀrer Bereich

Der stationÀre Bereich befindet sich im

LKH Graz II, Standort SĂŒd
Wagner-Jauregg-Platz 18

Alle Informationen dazu finden Sie auf der Webseite des LKH Graz II:

Kontakt

Klinische Abteilung fĂŒr Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin
UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Auenbruggerplatz 34, 8036 Graz