Schmerzen sind nicht die Regel

Pressemitteilung
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MĂ€rz ist der Monat des „EndoMarch“ – der Kampagne zur Bewusstseinsbildung fĂŒr Endometriose, einer oft nicht erkannten Frauenkrankheit, die eine große körperliche und psychische Belastung der Betroffenen nach sich ziehen kann. Am LKH-Univ. Klinikum Graz bietet das Endometriosezentrum AbklĂ€rung, Operationen und medikamentöse Behandlungen und hilft betroffenen Frauen mit unerfĂŒlltem Kinderwunsch weiter. Als Betroffene wurde Michaela Ober am Zentrum behandelt und hĂ€lt jetzt einen kleinen Sohn in HĂ€nden.

Schmerzen, die das Alltags- und Berufsleben beeintrĂ€chtigen – damit sind Frauen mit Endometriose hĂ€ufig konfrontiert. „Bei dieser Krankheit setzen sich GebĂ€rmutterschleimhautzellen außerhalb der GebĂ€rmutter im Bauchraum fest und können schmerzende Endometrioseherde bilden“, erklĂ€rt Priv.-Doz. Dr. Monika Wölfler, Leiterin der „UniversitĂ€ren Kompetenzeinheit Endometriose“ am LKH-Univ. Klinikum Graz. Diese Zellen folgen dem hormonellen Zyklus und können insbesondere wĂ€hrend der Regelblutung unertrĂ€gliche Schmerzen verursachen, mitunter auch beim Geschlechtsverkehr oder beim Toilettengang. „Wenn eine Frau bei jeder Regelblutung Schmerzmittel nehmen muss, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Endometriose die Ursache ist“, fĂŒhrt Wölfler weiter aus. Meist hören Frauen im privaten Umfeld oder sogar von Ärzt*innen, dass ihre Schmerzen die Regel sind. Laut Wölfler ist aber gerade diese FehleinschĂ€tzung problematisch, da Frauen dadurch verunsichert werden und sich nicht weiter untersuchen lassen. „Es ist nicht normal, dass Frauen jeden Monat Schmerzmittel nehmen mĂŒssen, mitunter auch einen Kreislaufkollaps erleiden oder auf Grund von Menstruationsbeschwerden im Job ausfallen. Das darf durch die Regelblutung nicht passieren. Hier besteht Handlungsbedarf“, stellt Wölfler klar.

Schwanger trotz Endometriose

v.l.n.r.: Michaela Ober mit dem kleinen Felix, Priv.-Doz. Dr. Wölfler | ©M. Kanizaj/LKH-Univ. Klinikum Graz

Endometriose gilt zwar als gutartige chronische Erkrankung, neben den starken Schmerzen kann sie aber auch zu VerĂ€nderungen an den Fortpflanzungsorganen und Verwachsungen in der Bauchhöhle der Betroffenen fĂŒhren. Dies kann die Wahrscheinlichkeit einer EmpfĂ€ngnis bzw. Schwangerschaft reduzieren.

Diese Erfahrungen musste auch Michaela Ober machen. Die 34-JĂ€hrige leidet seit ihrer Jugend unter Endometriose. Die Krankheit wurde bei ihr jedoch erst bei einer Eierstock-Zysten-Operation im Alter von 29 Jahren festgestellt.

Wie vielen anderen Frauen wurde ihr jahrelang gesagt, dass sie mit ihren Regelschmerzen einfach leben mĂŒsse. So wurde eine hohe Dosis starker Schmerzmittel bald zur NormalitĂ€t: „Ich konnte ohne vier sehr starke Schmerztabletten nicht mehr durch den Tag kommen, da ich sonst weder in die Schule gehen, noch danach arbeiten konnte“, erzĂ€hlt Ober. SpĂ€ter kam zu den regelmĂ€ĂŸigen quĂ€lenden Schmerzen auch der unerfĂŒllte Kinderwunsch dazu. Nach etlichen Versuchen, auf natĂŒrlichem Wege und danach mit Hilfe kĂŒnstlicher Befruchtung, schwanger zu werden, klappte es sieben lange Jahren spĂ€ter und der kleine Felix erblickte im Dezember 2020 das Licht der Welt.

Was tun bei Endometriose-Verdacht?

v.l.n.r.: Priv.-Doz. Dr. Wölfler, Michaela Ober mit Kinderwagen | ©M. Kanizaj/LKH-Univ. Klinikum Graz

Wenn Frauen wĂ€hrend der Menstruation auf Schmerzmittel angewiesen sind, muss abgeklĂ€rt werden, ob eine Endometriose vorliegt. Dies erfolgt primĂ€r mittels Ultraschall- oder Tastuntersuchung. Nach der Endometriose-Diagnose kann eine Operation oder eine Hormontherapie (zum Beispiel mit der Anti-Baby-Pille) eingesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern. „Wenn die Frau dann bei Kinderwunsch die Hormone absetzt, kehren die Beschwerden oft zurĂŒck. Wenn man zu genau diesem Zeitpunkt mit einer Operation die Endometrioseherde entfernt, kann die Voraussetzung fĂŒr das Entstehen einer Schwangerschaft verbessert werden“, erklĂ€rt Wölfler.

ZusĂ€tzlich zur interdisziplinĂ€ren körperlichen Behandlung bietet das Endometriosezentrum auch psychologische Begleitung. „Die psychologischen GesprĂ€che und der wertschĂ€tzende unterstĂŒtzende Umgang von Dr. Wölfler und ihrem Team haben mir die Kraft gegeben, nicht aufzugeben“, erzĂ€hlt Ober von ihren Erfahrungen. Sie möchte auch anderen betroffenen Frauen Mut machen: „Man soll sich vor nichts fĂŒrchten und fĂŒr nichts schĂ€men. Man glaubt nicht, was man alles durchstehen kann und darf die Hoffnung einfach nie aufgeben. Wenn man so ein kleines Lebewesen in HĂ€nden hĂ€lt, gibt es einfach nichts Schöneres und Wichtigeres im Leben“.

Endometriose

Endometriose ist eine gutartige Erkrankung, die durch verschleppte GebĂ€rmutterschleimhautzellen entsteht. Symptome sind Regelschmerzen, unerfĂŒllter Kinderwunsch, aber auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Toilettengang, insbesondere wĂ€hrend der Menstruation.

UngefĂ€hr 10 Prozent der Frauen im fortpflanzungsfĂ€higen Alter leiden weltweit unter Endometriose. In Österreich gibt es ungefĂ€hr 4.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Am Endometriosezentrum der Univ.-Klinik und Frauenheilkunde und Geburtshilfe werden pro Jahr ca. 250 Patientinnen behandelt.

Kontakt & Terminvereinbarung

Frauen, die einen Endometrioseverdacht abklÀren möchten oder bei denen ein operativer Eingriff zur Entfernung der Endometrioseherde notwendig ist, können sich gerne an die UniversitÀre Kompetenzeinheit Endometriose am LKH-Univ. Klinikum wenden:

Univ.-Klinik fĂŒr Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Auenbrugger Platz 14, 8036 Graz

Telefon: +43 316 385-12260 (fĂŒr Terminvereinbarungen)

endometriosezentrum@uniklinikum.kages.at


WeiterfĂŒhrende Informationen:

Die Selbsthilfegruppe der Endometriose Vereinigung Austria (EVA) bietet Betroffenen zusĂ€tzliche UnterstĂŒtzung und Austausch. Im Rahmen der „EVA & EndoMarch Online Veranstaltung“ am 27. MĂ€rz 2021 haben Patientinnen, Angehörige und Interessierte die Möglichkeit, mehr ĂŒber Endometriose zu erfahren.

www.eva-info.at und www.endomarch.org

Kontakt

Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz

Telefon: +43 316 385-87791
Fax: +43 316 385-16942

simone.pichler@uniklinikum.kages.at

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