Anflug bei (fast) jedem Wetter

Pressemitteilung
ZurĂŒck zur Übersicht

Punktgenau angesteuert: Heute Vormittag prĂ€sentierten die Kooperationspartner KAGes, ÖAMTC-Flugrettung und Austro Control das neue „Point in Space“-System (PinS), mit dem Notarzthubschrauber nun auch bei extrem schlechter Sicht die HubschrauberlandeplĂ€tze des LKH-Univ. Klinikum Graz problemlos anfliegen können. Das neue, satellitengestĂŒtzte Navigationsverfahren kommt damit österreichweit zum ersten Mal in einem Krankenhaus zum Einsatz.

Anflug auf das GelÀnde des Uniklinikum (Hubschraubelandeplatz Chirurgieturm) | ©LKH-Univ. Klinikum Graz / Marija Kanizaj

Ein Wanderer, der im Herbst bei schönstem Wetter auf dem Schöckl unterwegs ist, erleidet plötzlich einen Herzinfarkt und soll mit dem ÖAMTC-Notarzthubschrauber sofort ans LKH-Univ. Klinikum Graz geflogen werden – oder besser sollte, denn in vielen FĂ€llen wurde der Patient letztlich doch im Rettungswagen transportiert. Der Grund: Trotz des Prachtwetters auf dem Berg stellte der klassisch dichte Hochnebel eine undurchdringbare Barriere fĂŒr die Flug-rettung dar und machte bisher einen Anflug ans Uniklinikum unmöglich. Bisher, denn durch das neue „Point in Space“-Verfahren (PinS) ist die herbstliche Nebelbank kein Hindernis mehr.

Virtueller Punkt eine Meile entfernt definiert

Warum das so ist, erklĂ€rte heute Vormittag Captain Peter Fleischhacker, ÖAMTC-Flugbetriebsleiter, nachdem er mit Christophorus 17 selbst auf dem Heliport des Chirurgieturms gelandet war. Gemeinsam mit dem Technik- und dem NotĂ€rzt*innenteam des Uniklinikum sowie Vertreter*innen von Austro Control stellte er das neue System vor: „,Point in Space‘ bedeutet, dass eine Meile vor dem Landeplatz in waagrechter Entfernung ein virtueller Punkt in der Luft definiert wird. Aufgrund der satellitengestĂŒtzten Navigation können wir diesen anpeilen und, wenn wir von dort aus dann Sicht auf den jeweiligen Heliport haben, können wir ihn auch anfliegen.“ Denn unter der Nebelwand ist die Sicht im Normalfall wieder so gut, dass ein klassischer Anflug nach Sicht möglich ist. Zudem sind die LandeplĂ€tze aufgrund spezieller Lichtsignale weithin sichtbar.

KapitĂ€n Reinhard Kraxner, ÖAMTC-Flugrettung GeschĂ€ftsfĂŒhrer, und KAGes-Vorstandsvorsitzender Univ.-Prof. Ing. Dr. Gerhard Stark | ©LKH-Univ. Klinikum Graz / Marija Kanizaj

„Bei der Versorgung schwerstverletzter Patient*innen zĂ€hlt jede Minute. Durch das PinS-Verfahren können wir noch mehr Betroffene als bisher auf dem Luftweg ans Uniklinikum bringen, an dem sie von den besten Traumaexpert*innen des Landes erstversorgt werden bzw. in der Folge Topbehandlungen aller medizinischen Fachbereiche bekommen“, brachte es KAGes-Vorstandsvorsitzender Univ.-Prof. Ing. Dr. Gerhard Stark bei der PrĂ€sentation auf den Punkt.

Über 1.500 Mal pro Jahr landen Notarzthubschrauber auf den beiden HubschrauberlandeplĂ€tzen des Uniklinikum. Das Einzugsgebiet umfasst den sĂŒd- und sĂŒdostösterreichischen Raum bzw. reicht im Bedarfsfall auch darĂŒber hinaus, z. B., wenn jemand in die Druckkammer gebracht werden muss – der einzigen in ganz Österreich. Aufgrund des neuen Systems rechnet man mit einer Steigerung der Zahlen, denn bis zu zehn Prozent aller EinsĂ€tze pro Jahr konnten wegen schlechter SichtverhĂ€ltnisse vor allem in den Herbst- und Wintermonaten nicht geflogen werden. Durch das PinS-Verfahren stellen auch Wolkenschichten, Regen oder Schneefall keine Hindernisse fĂŒr die Flugrettung mehr dar. Nur Hagel, Gewitter und die Gefahr der Vereisung machen An- und AbflĂŒge nach wie vor unmöglich.

KapitĂ€n Peter Fleischhacker, ÖAMTC-Flugrettung Flugbetriebsleiter, Manfred Stangl, MSc, Flughafenbetriebsleiter LKH-Univ. Klinikum Graz, Mag. Philipp Piber, Austro Control GmbH GeschĂ€ftsfĂŒhrer, Dr.in Juliane Bogner-Strauß, LRin fĂŒr Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege, und KapitĂ€n Reinhard Kraxner, ÖAMTC-Flugrettung GeschĂ€ftsfĂŒhrer | ©LKH-Univ. Klinikum Graz / Marija Kanizaj

Die Steiermark zĂ€hlt mit den drei StĂŒtzpunkten der ÖAMTC-Flugrettung zu den BundeslĂ€ndern mit der höchsten Dichte an Rettungshubschraubern. „Wir sind sehr stolz, dass wir im Bereich der medizinischen Notfallversorgung ein derartig hohes Level an ProfessionalitĂ€t bieten können. Die Rettungskette vom Unfallort bis in den Schockraum des Uniklinikum funktioniert perfekt. Dennoch sind die Beteiligten stets bestrebt, weiterzudenken und die AblĂ€ufe immer noch besser zu optimieren, damit die Patient*innen noch schneller ins Krankenhaus gebracht werden können“, erklĂ€rte Drin. Juliane Bogner-Strauß, LandesrĂ€tin fĂŒr Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege, die wie der KAGes-Vorstand und das Direktorium des LKH-Univ. Klinikum Graz der PrĂ€sentation beiwohnte. Bogner-Strauß bedankte sich dann auch herzlich fĂŒr das professionelle Engagement aller Mitwirkenden.

PinS-Projektstart fĂŒr LKH Graz 2019

Austro Control ist eine der fĂŒhrenden Flugsicherungen in Europa bei der Entwicklung von innovativen An- und Abflugverfahren. Bei der „Point in Space"-Navigation handelt es sich um neuartige, satellitengestĂŒtzte Hubschrauber-Instrumentenflugverfahren, die hochprĂ€zise und punktgenaue An- und AbflĂŒge auf HubschrauberlandeplĂ€tze ermöglichen. Diese Verfahren können unabhĂ€ngig von fixen Installationen am Boden durchgefĂŒhrt werden. Die satellitengestĂŒtzte Navigationstechnik wird genutzt, um dem Hubschrauber zielgenau einen Flugweg vorzudefinieren (im Bordrechner gespeichert). Bei der Entwicklung und EinfĂŒhrung der „Point in Space"-Navigation in Österreich hat Austro Control eng mit den Hubschrauberbetreibern von Polizei, Bundesheer und ÖAMTC kooperiert. Mit der Entwicklung des Projekts „PinS“ fĂŒr das LKH Graz wurde 2019 im Rahmen einer engen Zusammenarbeit von KAGes, ÖAMTC-Flugrettung und Austro Control begonnen.

Bild v. li.: Mag. Gebhard Falzberger, Betriebsdirektor LKH-Univ. Klinikum Graz, Christa Tax, MSc, Pflegedirektorin LKH-Univ. Klinikum Graz, Ass.-Prof. Dr. Wolfgang Köle, Ärztlicher Direktor LKH-Univ. Klinikum Graz, Dr.in Juliane Bogner-Strauß, LRin fĂŒr Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege, KAGes-Vorstandsvorsitzender Univ.-Prof. Ing. Dr. Gerhard Stark, KAGes-Finanzvorstand Dipl.-KHBW Ernst Fartek, MBA, Univ.-Prof. Dr. Andreas Leithner, Klinikvorstand Univ.-Klinik fĂŒr OrthopĂ€die und Traumatologie | ©LKH-Univ. Klinikum Graz / Marija Kanizaj

Seit vergangenem Jahr sind die Instrumentenflugverfahren nun vollumfĂ€nglich operativ nutzbar. Austro Control-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Philipp Piber unterstrich die Bedeutung der neuen Verfahren: „Wir gehören zu den europĂ€ischen Pionieren, wenn es um die Entwicklung von satellitengestĂŒtzten Flugverfahren geht. Umso mehr freut es uns, dass wir hier gemeinsam das ,Point-in-Space‘-Verfahren fĂŒr einen sicheren Anflug der Rettungshubschrauber erfolgreich umsetzen konnten.“ Es sei das erste Instrumentenflugverfahren dieser Art in ganz Österreich fĂŒr ein Krankenhaus und man setze damit unbestritten neue MaßstĂ€be in der DurchfĂŒhrung von RettungsflĂŒgen. Die Kosten fĂŒr die Entwicklung bzw. Anschaffung von PinS belaufen sich laut KAGes-Finanzvorstand Dipl.-KHBW Ernst Fartek auf etwa 45.000 Euro.

Die HubschrauberlandeplÀtze des LKH-Univ. Klinikum Graz

Das Uniklinikum Graz verfĂŒgt ĂŒber zwei HubschrauberlandeplĂ€tze: Einer befindet sich auf dem Dach des Chirurgieturms, der zweite auf dem Dach des Kinderzentrums. Beide sind als ZivilflugplĂ€tze zugelassen und mit dem neuen PinS-System ausgestattet. Insgesamt finden pro Jahr rund 1.500 Landungen statt. Um An- und AbflĂŒge bzw. Landungen auch in den Wintermonaten und in der Nacht durchfĂŒhren zu können, sind beide Landepisten beheizt und mit einem speziellen Beleuchtungssystem ausgestattet. Die Pisten sind etwa 17 Meter lang und 15 Meter breit und bieten Platz fĂŒr je zwei Helikopter (maximal sechs Tonnen). Der Heliport auf dem Kinderzentrum liegt auf 436,16 Metern Seehöhe, jener auf dem Chirurgieturm auf 431,33 Metern Seehöhe. Neben Hubschraubern der ÖAMTC-Flugrettung landen auch Maschinen anderer Einsatzorganisationen auf den LandeplĂ€tzen, darunter beispielweise jene des Österreichischen Bundesheers.

Die ÖAMTC-Flugrettung

Die ÖAMTC-Flugrettung verfĂŒgt ĂŒber 18 StĂŒtzpunkte in ganz Österreich, drei davon befinden sich in der Steiermark. Die Crew eines Christophorus-Notarzthubschraubers umfasst ein/e NotfallĂ€rzt*in, eine/n FlugrettungssanitĂ€ter*in und einen Piloten. Die LandeplĂ€tze des Uniklinikum werden primĂ€r von Christophorus 12 und Christophorus 17 angeflogen, die sich beide aufgrund ihrer technischen Ausstattung an PinS orientieren können. Österreichweit umfasst die ÖAMTC-Hubschrauberflotte 30 Maschinen. In der Steiermark fliegt man ca. 3.000 EinsĂ€tze pro Jahr, wobei internistische NotfĂ€lle und Sport- und FreizeitunfĂ€lle zu den hĂ€ufigsten EinsatzgrĂŒnden zĂ€hlen.

Das Traumazentrum (TZ) des LKH-Univ. Klinikum Graz

Wird beispielsweise ein Unfallopfer von der Flugrettung ans LKH-Univ. Klinikum Graz gebracht, steht das Team des Traumazentrums sofort fĂŒr die Versorgung der/s Patient*in zur VerfĂŒgung. Das TZ ist im Traumanetzwerk DGUÂź als ĂŒberregionales Zentrum zertifiziert und aktuell das Beste seiner Art im deutschsprachigen Raum. Zum Traumateam des Uniklinikum zĂ€hlen die Expert*innen der Univ.-Klinik fĂŒr AnĂ€sthesiologie und Intensivmedizin, jene der Univ.-Klinik fĂŒr OrthopĂ€die und Traumatologie sowie spezialisierte Pflegepersonen.

Kontakt

Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz

Telefon: +43 316 385-87791
Fax: +43 316 385-16942

simone.pichler@uniklinikum.kages.at

Downloads

Abdruck kostenfrei unter korrekter Angabe des Fotocredits: LKH-Univ. Klinikum Graz / Marija Kanizaj