Mit kleiner feiner Klinge gegen Lungenfehlbildungen

Pressemitteilung
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Vor Kurzem wurde dem einjĂ€hrigen Franz Hubert an der Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendchirurgie ein Lungenlappen entfernt. Der Kleine litt an der angeborenen Lungen-fehlbildung „Congenital Pulmonary Airway Malformation“ (CPAM). Dabei entstehen wĂ€hrend der Schwangerschaft Zysten in der Lunge, die sogar bösartig entarten können. Wird der befallene Lappen im Babyalter entfernt, ĂŒbernehmen die restlichen Lappen die Funktion und das betroffene Kind gilt als geheilt. So wie Franz Hubert, der bereits am 4. Tag nach der OP nachhause gehen konnte. Ein derartiger Erfolg ist in der Steiermark nur am LKH-Univ. Klinikum Graz durch die interdisziplinĂ€re Zusammenarbeit vieler Berufsgruppen möglich. Letztendlich tragen diese Kooperationen dazu bei, das Gesundheitssystem zu entlasten, da langwierige Folgebehandlungen vermieden werden können.

v. li.: Jakub Krumnikl, Univ.-Klinik fĂŒr AnĂ€sthesiologie und Intensivmedizin, Holger Till, Vorstand Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendchirurgie, Christiane Steinwender, StationsĂ€rztin, Franz Hubert und Sabrina Hammerl, Manuel Rath, Leitung Station Rot-GrĂŒn der Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendchirurgie, und Kathrin Backhaus, Kinderchirurgin | ©LKH-Univ. Klinikum Graz / J. Fechter

Neugieriger Blick, entspanntes Nuckeln am Schnuller und das Lieblingskuscheltier im Arm – so sieht ein relaxtes Baby aus. WĂŒsste man nicht, dass bei dem kleinen Franz Hubert nur ein paar Tage davor eine schwere OP durchgefĂŒhrt wurde, wĂŒrde man meinen, er hat gerade gegessen und freut sich auf sein Mittagsschlaferl. Dabei lebt er derzeit mit vier statt mit fĂŒnf Lungenlappen, denn der rechte untere musste ihm aufgrund einer angeborenen Fehlbildung „Congenital Pulmonary Airway Malformation“, kurz CPAM, entfernt werden. „Dabei bilden sich vor der Geburt Zysten, die sich spĂ€ter entzĂŒnden und im schlimmsten Fall zu einem bösartigen Tumor entarten können“, sagt Holger Till, Vorstand der Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendchirurgie. Die einzige Möglichkeit, die CPAM nachhaltig zu behandeln, sei, den betroffenen Lungenlappen zu entfernen. FĂŒhrt man die Entfernung im SĂ€uglingsalter durch, ĂŒbernehmen die restlichen Lungenlappen die Funktion.

Seltene Lungenfehlbildung

Die CPAM stellt eine seltene angeborene Fehlbildung der Lunge dar und betrifft etwa eines von 4.000 Neugeborenen. Im verĂ€nderten Lungenlappen kommt es nicht zur Ausreifung eines normalen Atemgewebes, sondern zur Zystenbildung. Die Ursachen fĂŒr die Erkrankung sind nach wie vor unbekannt. Meist wird sie wĂ€hrend der Schwangerschaft entdeckt. „Bei uns war’s in der 20. Schwangerschaftswoche beim Organscreening. Es war eine Hiobsbotschaft, denn meine Schwangerschaft war unbeschwert und ich hatte nie Probleme“, erzĂ€hlt Mama Sabrina. Auch als ihr Sohn dann auf der Welt war, hĂ€tten Außenstehende nie vermutet, dass er an dieser Fehlbildung leidet. Wie die meisten betroffenen Kinder hatte er nie Schmerzen oder Atemprobleme. „Die Erkrankung wurde daher beobachtet, z. B. mittels MRT, wofĂŒr Franz Hubert aber eine Vollnarkose brauchte“, erinnert sich die Mutter.

Operation rund um den ersten Geburtstag

„In der Regel operieren wir die Babys am Ende des 1. Lebensjahres, da sie in dem Alter gut fĂŒr einen solchen Eingriff gerĂŒstet sind. Gibt es jedoch davor schon Probleme wie Infektionen oder OrganverdrĂ€ngungen, kann die OP auch frĂŒher erfolgen“, so Till. Die Entfernung eines Lungenlappens bei einem Baby erfordert selbst von einem eingespielten OP-Team wie jenem der Univ.-Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendchirurgie die allerfeinste, kleine Klinge und ist in der Steiermark daher auch nur am Uniklinikum möglich. „Wir konnten den Eingriff minimalinvasiv durchfĂŒhren“, sagt der Klinikvorstand. Der befallene Lappen wurde mit vier, nur wenige Millimeter großen Instrumenten entfernt. Dadurch braucht der Brustkorb nicht geöffnet zu werden, Muskeln und Rippen bleiben also unverletzt. Im Vergleich zur offenen OP ist der Eingriff deutlich weniger schmerzhaft und belastend. Im Normalfall bleiben die Babys gut zwei Wochen im Spital, Franz Hubert konnte bereits nach vier Tagen wieder entlassen werden.

„Es geht ihm einfach gut. FĂŒr uns ist das wie ein Wunder“, erzĂ€hlt Mama Sabrina. Dass die belastende Situation der vergangenen eineinhalb Jahre ein derart positives Ende gefunden hat, sei, davon ist sie ĂŒberzeugt, nur dank der vielen helfenden HĂ€nde möglich gewesen, die am Uniklinikum trotz der aktuell so schwierigen Situation zum Wohle ihres Sohnes zusammengegriffen haben. „Ob auf der Frauenklinik, der Kinder-Pulmonologie, der Kinderchirurgie, der AnĂ€sthesie oder der Intensivstation – ob Pflege oder Ärztinnen bzw. Ärzte, alle Mitarbeiter*innen waren immer fĂŒr uns da, haben jede Frage beantwortet und fĂŒr eine stresslose und liebevolle AtmosphĂ€re gesorgt. Vielen Dank dafĂŒr!“, sagt Franz Huberts Mama sichtlich glĂŒcklich. Der Klinikvorstand unterstreicht ihre AusfĂŒhrungen: „Ein Behandlungserfolg wie dieser, ist eben nur möglich, weil wir am Uniklinikum ein interdisziplinĂ€res Team aus KinderĂ€rztinnen und -Ă€rzten, Kinderchirurg*innen sowie Kinderradiolog*innen haben, das sich um Kinder mit angeborenen Lungenfehlbildungen kĂŒmmert. Zudem stehen beim Eingriff selbst ein spezielles OP-Pflegeteam sowie ein eigener, erfahrener KinderanĂ€sthesist zur VerfĂŒgung“, sagt er und verweist abschließend noch auf einen weiteren Aspekt, den die erfolgreiche Arbeit interdisziplinĂ€rer Teams mit sich bringt: Er trĂ€gt zur Entlastung des Gesundheitssystems bei, da mögliche langwierige Folgebehandlungen vermieden werden können.

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