Große Operation rettet kleine Lunge

Pressemitteilung
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Judith war einen Tag alt und wog nur zwei Kilogramm, als ihr Ärzte der Grazer Univ.- Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie durch eine Entfernung eines krankhaften Lungenlappens das Leben retteten. Noch nie zuvor wurde in Österreich eine solche Operation an einem so kleinen Baby durchgeführt. (19. Juni 2020)

Dass Judith unter einer Fehlbildung der Lunge litt, wussten Eltern und Ärzte schon, bevor sie am 15. April 2020 auf die Welt kam. Eine solche Lungenfehlbildung wird gewöhnlich gegen Ende des ersten Lebensjahres operiert. Die Geburt an der Grazer Univ.-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe wurde vorsorglich interdisziplinär betreut. „Der geplante Kaiserschnitt verlief komplikationslos“, erzählt Judiths Mama Stefanie, „danach ging es Judith aber zunehmend schlechter.“ Durch eine Lungeninsuffizienz wurde eine künstliche Beatmung notwendig und eine sofortige Operation war unumgänglich.

Viel Fingerspitzengefühl für die Operation

Judiths linker Lungenlappen war durch Zysten so stark vergrößert, dass der gesunde Teil der Lunge und das Herz zur Seite gedrückt wurden. Dadurch entstand ein Ventilmechanismus, das heißt, es sammelte sich immer mehr Luft im Brustkorb, die nicht mehr abgeatmet werden konnte. Am 16. April 2020, einen Tag nach der Geburt, entschied Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Vorstand der Grazer Univ.-Klinik f. Kinder- und Jugendchirurgie, mit seinem Team den linken unteren Lungenlappen samt den multiplen Zysten zu entfernen. Der zweistündige Eingriff erforderte, da Judith erst einen Tag alt und ein sehr zartes Baby war, viel Fingerspitzengefühl und war im wahrsten Sinne des Wortes Millimeterarbeit. Die Operation verlief sehr gut, trotzdem musste Judith nach der überstandenen Operation noch einige Wochen intensiv betreut werden. Ihr verbleibender Lungenflügel hat dank der Operation nun ausreichend Platz. Er wird bis zum vierten Lebensjahr seine normale Größe erreichen und die Atemfunktion vollständig übernehmen.

Höchstleistungen auch in Covidzeiten garantiert

Am 2. Juni 2020, sieben Wochen nach ihrer Geburt, durfte Judith das Krankenhaus verlassen. Gesund und – wie Till betont – ohne zu erwartende Einschränkungen für ihr weiteres Leben. Die ganze Familie, allen voran Judiths größerer Bruder, freut sich jetzt auf die Zeiten zu viert. „Wir sind wirklich sehr froh“, sagt Judiths Mama Stefanie rückblickend, „dass unter diesen durch Corona so schwierigen Rahmenbedingungen alles so gut funktioniert hat.“ Das kann auch Till nur bestätigen: „Unser Gesundheitssystem erbringt auch in Covidzeiten wirkliche Höchstleistungen. Neben dem Einsatz für die Covid-Patienten, funktioniert auch die spitzenmedizinische Versorgung, wie diese Operation zeigt, bestens.“

Zystenlunge

Eine Zystenlunge ist eine angeborene Fehlbildung, bei der normales Lungengewebe ganz oder teilweise von Zysten durchsetzt ist. In der Herausbildung des Lungengewebes kommt es durch eine biologische Fehlentwicklung zu Störungen an Verbindungsstellen. Normalerweise entwickelt sich die Lunge aus Zellbalken zur gewöhnlichen Weintraubenform mit den Lungenbläschen. Durch „Stolperstellen“ bleiben Stücke des Zellbalkens stehen und dünnwandige Hohlräume, Zysten, beginnen zu wachsen. Die Fehlbildungen werden bei Säuglingen gewöhnlich gegen Ende des ersten Lebensjahres operativ korrigiert. In Graz werden an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie jedes Jahr drei bis fünf OPs zur Entfernung eines Lungenlappens durchgeführt.

Kontakt

Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz

Telefon: +43 316 385-87791
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