Bits & Bytes â Das Krankenhaus der Zukunft
Am 29. und 30. September 2025 ging in der Medical Science City Graz der Kongress âBits & Bytes â Das Krankenhaus der Zukunftâ ĂŒber die BĂŒhne. Als gemeinsame Veranstaltung des LKH-Univ. Klinikum Graz und der Medizinischen UniversitĂ€t Graz brachte das Event fĂŒhrende Expert*innen aus Medizin, Technologie und Recht zusammen. Im Zentrum des Kongresses: Die rasante Integration von KĂŒnstlicher Intelligenz (KI) in den Klinikalltag â eine Entwicklung, die das Potenzial hat, die medizinische Praxis von Grund auf zu verĂ€ndern. Moderiert wurde das Event unter anderem von âScience-Busterâ Martin Puntigam.
Mehr als 350 Teilnehmer*innen zĂ€hlte der Kongress, der heuer zum ersten Mal stattfand. Unter den Vortragenden waren unter anderem der CTO von Microsoft Austria GmbH, Harald LeitenmĂŒller, Lars-Peter Kamolz, Vorstand der Univ. Klinik fĂŒr Chirurgie am Uniklinikum Graz, David Matusiewicz, Hochschule fĂŒr Oekonomie & Management in Essen sowie Horst Bischof, Rektor der TU Graz.
Die digitale Transformation des Gesundheitswesens: Sie ist lĂ€ngst kein theoretisches Konzept mehr, sondern gelebte RealitĂ€t. Von der automatisierten Bildanalyse in der Radiologie ĂŒber prĂ€diktive Diagnostik (Verfahren, die das individuelle Risiko eines Menschen fĂŒr die Entwicklung bestimmter Krankheiten vorhersagen) bis hin zu personalisierten TherapieplĂ€nen â KI-gestĂŒtzte Systeme versprechen mehr PrĂ€zision und Effizienz. Der Kongress war die Plattform, um diese Entwicklungen kritisch zu hinterfragen.
KI in der Medizin: Zwischen Versprechen und Herausforderungen
Die Potenziale der KĂŒnstlichen Intelligenz in der Medizin sind immens. Ein wesentlicher Vorteil liegt in der FĂ€higkeit von Algorithmen, riesige Datenmengen in kĂŒrzester Zeit zu analysieren. Was fĂŒr das menschliche Auge Stunden oder Tage dauert, erledigt eine KI in Sekunden. Dies ermöglicht eine schnellere und oft genauere Diagnosestellung, insbesondere bei komplexen Erkrankungen wie Krebs, und sie vereinfachen Krankenhausprozesse. Algorithmen können Muster in Patient*innenakten, Labordaten und bildgebenden Verfahren erkennen, die den menschlichen Betrachter*innen möglicherweise entgehen. Dies hat das Potenzial zu einer frĂŒhzeitigeren Erkennung, aber auch zur Optimierung von Behandlungsstrategien.
Medizinisches Personal entlasten
Ein weiteres entscheidendes Potenzial, das die KI verspricht und heute schon vielfach einlöst, ist die Entlastung des medizinischen Personals. Routineaufgaben wie die Dokumentation, die Terminplanung oder die Analyse grundlegender Laborwerte können von KI-Systemen ĂŒbernommen werden. Dadurch gewinnen Ărzt*innen und PflegekrĂ€fte wertvolle Zeit, die sie fĂŒr die direkte Patient*innenbetreuung und komplexe medizinische Entscheidungen nutzen können. Die Automatisierung von Prozessen erhöht zudem die Patient*innensicherheit, indem sie die AnfĂ€lligkeit fĂŒr menschliche Fehler verringert. Eine weitere Vision: KI-gestĂŒtzte Chatbots könnten Kommunikation und Orientierung unterstĂŒtzen, indem sie einfache Fragen beantworten und Patient*innen durch das Gesundheitssystem lotsen.
Wer trĂ€gt die Verantwortung fĂŒr Diagnosen der KI?
Trotz aller Vorteile birgt die Integration von KI in die Medizin auch Risiken und Herausforderungen. Eine der gröĂten Bedenken sind ethische Fragen. Wer trĂ€gt die Verantwortung, wenn ein KI-System eine falsche Diagnose stellt? Wie wird sichergestellt, dass die Trainingsdaten frei von Vorurteilen sind und Algorithmen nicht zu einer Benachteiligung bestimmter Patient*innengruppen fĂŒhren? Die Sorge vor einem âAlgorithmus-Biasâ ist real, denn wenn eine KI hauptsĂ€chlich mit Daten von mĂ€nnlichen Patienten trainiert wird, könnte sie bei der Diagnose weiblicher Patienten versagen. Die Transparenz der Entscheidungsprozesse von KI-Systemen, das sogenannte âBlack-Box-Problemâ, muss gelöst werden, um Vertrauen zu schaffen.
Datensicherheit und Datenschutz als Herausforderung
Eine weitere Herausforderung betrifft die Datensicherheit und den Datenschutz. Medizinische Daten sind hochsensibel. Die Speicherung, Verarbeitung und der Austausch von Patient*innendaten in KI-Systemen erfordern höchste Sicherheitsstandards, um Missbrauch und Datenlecks zu verhindern. SchlieĂlich stellt sich die Frage nach der Mensch-Maschine-Interaktion. Kann die empathische, persönliche Beziehung zwischen Ărzt*innen und Patient*innen durch einen Algorithmus ersetzt werden? Diese und weitere kritische Fragen wurden im Rahmen von âBits & Bytesâ intensiv diskutiert.
Chancen und Risiken
Organisiert wurde der Kongress von Gerald Sendlhofer, der seit 15. September 2025 die erste Professur fĂŒr Patient*innensicherheit und Nachhaltigkeit in der Chirurgie in Ăsterreich innehat, und seinem Team. âMit âBits & Bytesâ wollen wir eine BrĂŒcke zwischen der rasanten technologischen Entwicklung und der medizinischen Praxis schlagen,â sagt Sendlhofer. âEs geht nicht darum, das medizinische Personal durch Maschinen zu ersetzen, sondern darum, es mit den besten Werkzeugen auszustatten. Wir mĂŒssen KI als das sehen, was sie ist: ein mĂ€chtiger Assistent. Der Mensch, seine Empathie und sein kritisches Urteilsvermögen bleiben selbstverstĂ€ndlich das HerzstĂŒck in der Medizin. Unser Ziel war und ist es, in Graz einen offenen und konstruktiven Dialog zu fĂŒhren, um die Chancen der Digitalisierung voll auszuschöpfen und gleichzeitig die Risiken verantwortungsvoll zu managen.â
Der Kongress bot den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Expert*innen des LKH-Univ. Klinikum Graz und der Medizinischen UniversitÀt Graz sowie national und international anerkannte Gastredner*innen gaben Einblicke in ihre Forschung und praktische Erfahrung. Das Programm umfasste Themen wie AI-Agents, Big Data, Robotik in der Chirurgie und in Entstehung befindliche KI-Projekte.
Presseanfragen
Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz
Telefon: +43 316 385-87791
Fax: +43 316 385-16942
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