Mo, ein Volltreffer fürs Lebensmittelmagazin!
Ob am Fußballfeld oder im Lebensmittelmagazin: Wenn Mohammad „Mo“ Jamshidi antritt, ist Verlass auf ihn. Er hütete beim Homeless World Cup in Oslo das Tor des österreichischen Nationalteams, zugleich ist er im Lebensmittelmagazin des LKH-Univ. Klinikum Graz zur festen Größe geworden. Mit Teamgeist und ruhiger Hand sorgt er dafür, dass alles dort landet, wo es hingehört – sei es der Ball oder die Bananenkiste. Jamshidi ist einer von derzeit 38 Mitarbeiter*innen am LKH-Univ. Klinikum Graz, die mit einem Asylbescheid bzw. einem Aufenthaltstitel „Ausweis für Vertriebene“ eingestellt wurden.
„Ist der Mo do?“, ruft Thomas Seidl laut durch die Räume voller Lebensmittel. Ja, Mo ist da! Seit Juli arbeitet Mohammad Jamshidi im Lebensmittelmagazin des Uniklinikum Graz. Heute hat er Rampendienst – er nimmt die Lieferungen entgegen, prüft sie und räumt sie ins Lager. Und gibt uns ein bisschen Einblick in seine Geschichte: Es war ein Freund, der ihm erzählte, dass im Krankenhaus eine Stelle frei werden würde. Und so fing er an, als Krankenstandsvertretung. Doch schon bald war klar: Mo ist einer, auf den man nicht mehr verzichten will. Nun ist die Zusage da: Wenn Anfang des Jahres ein langjähriger Mitarbeiter des Lebensmittelmagazins in Pension gehen wird, wird Mohammad Jamshidi fix ins Team wechseln.
Von Afghanistan nach Österreich
Doch beginnen wir von vorne: Zehn Jahre war der gebürtige Afghane schon in Österreich, als er beim Fußballspielen mit seiner kleinen, privaten Fußballrunde von Gilbert Prilasnig angesprochen und zum Tormann der Österreicher beim „Homeless World Cup“ erkoren wurde. Das war im Juni 2025, und es war nur der Anfang eines ereignisreichen Sommers für den 2015 nach Österreich geflüchteten, heute 28-Jährigen. Denn in diesem Sommer erhielt er nicht nur die Chance, beim weltweit größten sozialen Streetsoccer-Turnier für das Team Österreich anzutreten, er trat auch seinen neuen Job am LKH-Univ. Klinikum Graz an. Aber kann man zugleich auf einem neuen Arbeitsplatz und im Tor in Oslo reüssieren?
Die klare Nummer 1 für den Homeless World Cup
Ja, Mo konnte das. Dafür halfen viele zusammen. Zunächst einmal schrieb die Caritas ans Uniklinikum. Darin hieß es: „Unser Teamchef des Nationalteams (….) Gilbert Prilasnig hat Herrn Mohammad Jamshidi als klare Nummer 1 für die Position des Torwarts gescoutet. Er soll das Tor des österreichischen Teams in der letzten Augustwoche in Oslo beim diesjährigen Homeless World Cup hüten.“ Zusatz: Seine berufliche Position solle die Teilnahme aber unter keinen Umständen gefährden. Das Uniklinikum als Arbeitgeber kam der Bitte der Caritas nach und stellte Mo, der zu diesem Zeitpunkt erst seit Kurzem am Uniklinikum arbeitete, für das Fußballturnier frei. „Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit Mo diese einmalige Chance wahrnehmen kann“, erzählt Thomas Seidl, stellvertretender Leiter des Lebensmittelmagazins. Gewonnen hat den Pokal schließlich das Team aus Ägypten, das österreichische Nationalteam feierte den zweiten Platz in seiner Gruppe. Für Mo ein unvergessliches Erlebnis – das auch sein ganzes Team stolz auf ihren Kollegen machte.
Der Homeless World Cup ist ein jährlich stattfindendes, internationales Straßenfußballturnier für Menschen in wohnungslosen oder sozial ausgegrenzten Lebenssituationen. 2003 in Graz ins Leben gerufen, verfolgt er das Ziel, durch Fußball Selbstvertrauen, Motivation und soziale Teilhabe zu stärken – damit die Teilnehmenden positive Veränderungen in ihrem Leben erreichen können.
Team-Player aus vollster Überzeugung
Mo selbst freut sich, für das Uniklinikum Graz und damit für die Steirerinnen und Steirer zu arbeiten. „Ich habe in all den Jahren viel Unterstützung bekommen – von Österreicher*innen und auch von anderen Zugewanderten, die schon länger hier sind. Ohne diese Hilfe wäre es schwer geworden, in das andere Land, die andere Kultur, die anderen Regeln und die andere Sprache hineinzufinden“, sagt Mohammad. In Österreich machte er zuerst seinen Pflichtschulabschluss, arbeitete unter anderem vier Jahre am Fließband, dann im Lager der Post. Jetzt wollte er etwas Neues ausprobieren. Im Krankenhaus, im zweiten Untergeschoß, zwischen Gemüse und Milchprodukten, Obst und Spezialnahrung, fand er nicht nur Arbeit, die ihm Spaß macht und mit Sinn erfüllt, sondern auch: echte Gemeinschaft!
Ob sie ihn Mo nennen dürfen, haben ihn seine Kolleg*innen übrigens vorab gefragt. Seidl: „Weil jeder will das nicht, einen Kose- oder Spitznamen haben. Das war für Mo aber kein Problem.“ Respekt und Humor sind in diesem Team das Fundament. Und die Komplimente zwischen Thomas Seidl und Mo Jamshidi fliegen nur so hin und her: „Es ist nicht so schwierig, einen Job zu finden, aber einen so passenden Job zu finden, ist nicht einfach. Einen guten Chef, gute Kolleg*innen: Das findet man nicht überall“, sagt Mo. „Der Mo ist wirklich in kürzester Zeit eine vollwertige Kraft geworden. Sprachlich gibt es überhaupt kein Problem und menschlich schon gar nicht“, entgegnet sein Chef.
Von Rampendienst bis zum Spezialauftrag
Mo schätzt die Abwechslung, die seine neue Stelle bietet: Einmal hat er Rampendienst, dann fährt er mit dem Stapler, dann richtet er die Waren für Küche und Speisesäle her oder stellt die von den Stationen georderten Waren wie Tees oder Spezialnahrung zusammen. Man sei ständig in Bewegung, arbeite mit den Händen, sehe das Ergebnis und es sei schön, für die Patient*innen etwas vorzubereiten. „Wenn man in der Früh hier hereinkommt, denkt man nur daran, dass man die Arbeit schaffen, die Lebensmittel kommissionieren oder die Rampe machen will. Erst dann, wenn alles erledigt ist, schaut man auf die Uhr. Und wenn man nicht aufpasst, bleibt man länger, weil die Zeit vergeht und man merkt es nicht.“
Sind noch Wünsche offen?
Ja und nein. Mo antwortet: „Frieden wünsche ich jedem Menschen auf der Welt, ist eh klar. Was ich mir selber wünsche? Dass ich längere Zeit hier arbeiten kann, eine gesunde Familie und Freunde. Ein gutes, normales Leben.“
Thomas Seidl ist überzeugt: „Man sollte jedem die Chance geben, sich zu integrieren, egal aus welcher Nation oder welcher Typ von Mensch. Bevor man einen Menschen nicht kennt, kann man ihn auch nicht beurteilen. Mo hat schlimmere Sachen erlebt als viele Österreicher*innen. An ihm sehen wir auch, dass wir schätzen sollten, wie gut es uns eigentlich geht und dass wir mit einem Lächeln nach vorne schauen sollten, miteinander!“
Derzeit sind 38 Mitarbeiter*innen am LKH-Univ. Klinikum Graz tätig, die mit einem Asylbescheid bzw. einem Aufenthaltstitel „Ausweis für Vertriebene“ eingestellt wurden – Mohammad Jamshidis Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie Offenheit, gegenseitiger Respekt und gemeinsames Engagement eine erfolgreiche Integration ermöglichen.
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Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
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