Jede Organspende ist ein Geschenk!

Pressemitteilung

Anlässlich des morgigen „Tages der Organspende“ (7. Juni) gewährt das Ehepaar Konrad einen Einblick in seine persönliche Transplantationsgeschichte: Mit ihrer Nierenspende an Wolfgang hat Maria dafür gesorgt, dass der von der Dialyse geprägte Alltag des Paares Geschichte ist und die geliebten Fernreisen bald wieder möglich sind. Seit Herbst 2024 werden die beiden vom Team der Klinischen Abteilung für Nephrologie sowie den Mental Health Professionals der Klinischen Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie betreut. Der Eingriff wurde vom Team der Klinischen Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie durchgeführt.

„Ich genieße es jedes Mal, wenn ich beim Duschen das Wasser über meinen Kopf rinnen lassen kann, was vorher wegen des Katheters nicht ging. Auch meine Schlafqualität hat sich massiv verbessert. Heute kann ich mich hin- und herdrehen und brauche nicht mehr aufzupassen, dass dabei ein Schläucherl knickt und das Gerät neben meinem Bett, mit dem ich monatelang in der Nacht die Bauchfelldialyse durchgeführt habe, zu piepsen beginnt. Es piepst und leuchtet im Schlafzimmer gar nichts mehr. Aber das Wunderbarste ist, dass meine Gattin jetzt wieder neben mir schläft“, beschreibt Wolfgang Konrad, in welcher Form sich die neue Lebensqualität zeigt, die er seit der Nierentransplantation erlebt. Der 27. März hat alles verändert. Es war der Tag, an dem ihm seine Maria das lebensnotwendige Organ gespendet hat. „Ich hätte sie nie darum gebeten, sie hat es freien Herzens getan und dafür bin ich ihr unendlich dankbar“, sagt der Steirer und die innige Verbundenheit zu seiner Frau ist in jedem seiner Worte spürbar.

Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz, Vorstand der Univ.-Klinik für Innere Medizin und Leiter der Klinischen Abteilung für Nephrologie | ©LKH-Univ. Klinikum Graz / Marija Kanizaj

Der Eingriff wurde vom Team der Klinischen Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie (AVT) am Uniklinikum Graz durchgeführt. „Meine Frau kam um 7 Uhr in den OP, ich war um 14 Uhr dran, es war aufregend, aber alle waren so zuvorkommend und vertrauenswürdig, das hat etwas beruhigt“, erzählt er und spricht dem OP-Team ein großes Dankeschön für die tolle Betreuung dafür aus. Ebenso auch dem Team der Klinischen Abteilung für Nephrologie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz.

Nephrologin ao. Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Zitta betreut das Ehepaar seit vergangenem Herbst und sieht es nach wie vor seit der OP regelmäßig zur Kontrolle: Wolfgang etwa alle zehn Tage, wobei die Nierenfunktion, der Status der Immunsuppressiva, Blutdruck und -zucker uvm. überprüft werden. Nicht zuletzt, um mögliche Abstoßungsreaktionen frühzeitig erkennen zu können. Maria kommt nun jährlich zur Kontrolle, denn als Spenderin lebt sie mit nur einer Niere, deren Gesundheit ebenfalls kostbar ist. „Die erste Kontrolle gibt’s bei den Spender*innen immer nach drei Monaten. Unmittelbar nach der Spende steigen die Nierenwerte im Blut leicht an, da ja nur mehr die Hälfte an Nierenkapazität zur Verfügung steht. Mit der Zeit lernt die verbleibende Niere aber, mehr zu leisten und schafft es meist innerhalb dieser Zeit wieder auf 75 Prozent des Ausgangswertes“, sagt Zitta und Frau Konrad wirft erfreut ein, dass ihr Wert diese Marke bereits überschritten habe.

Standardisierter Routineeingriff

Univ.-Prof. Dr. Robert Sucher, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie | ©LKH-Univ. Klinikum Graz / Marija Kanizaj

„Eine Nierentransplantation ist heute ein standardisierter Routineeingriff, der sich technisch nicht verändert hat, seit er zum ersten Mal 1954 durchgeführt wurde und dessen Erfolgsrate aus rein chirurgischer Sicht bei nahezu 100 Prozent liegt“, erklärt AVT-Leiter Univ.-Prof. Dr. Robert Sucher. „Wir entnehmen das Organ seit ca. 2,5 Jahren ausschließlich robotisch, minimalinvasiv mithilfe des DaVinci-Systems. Der größte Schnitt ist dabei der Bergeschnitt für die Niere, die dann in ein vier Grad kaltes Wasser kommt und mit einer Perfusionslösung durchspült wird. In der Zwischenzeit wird die*der Empfänger*in für die OP vorbereitet und bekommt dann das Organ.“

Die Zeit, in der sich die Niere in keinem Körper befinde und daher nicht durchblutet sei, nenne man Ischämiezeit. „Bei Lebendspenden liegt sie bei ein bis zwei Stunden. Stammen die Organe von Verstorbenen können bis zu 20 Stunden überbrückt werden, im Einzelfall sogar länger. Aber man muss immer daran denken, mit jeder zusätzlichen Stunde nimmt die Funktion des Organs ab, da die filtrierenden Einheiten der Niere geschädigt werden“, so der Chirurg.

Bei der Nierentransplantation (NTx) handelt es sich um einen sogenannten heterotopen Eingriff, d. h., dass die neue Niere nicht an den Ort kommt, an dem sie normalerweise liegt, sondern dass sie ins kleine Becken transplantiert und an die Beckengefäße angeschlossen wird. So geschehen auch bei Herrn Konrad, der jetzt eine zusätzliche Niere und damit insgesamt drei Stück des Organs im Körper hat. Seit Jahresbeginn wurden am Uniklinikum bereits 43 NTx durchgeführt. „Jede einzelne davon ist eine unglaubliche Teamleistung der Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten medizinischen Fachdisziplinen des Uniklinikum Graz“, erklärt Dr. Karlheinz Kornhäusl, Landesrat für Gesundheit, Pflege, Kultur und Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz, Vorstand der Univ.-Klinik für Innere Medizin und Leiter der Klinischen Abteilung für Nephrologie, betont: „Die Nierentransplantation ist die beste aller Nierenersatztherapien, denn sie rettet tatsächlich Leben.“

Leben im Zeichen der Nierengesundheit

Der Alltag der Konrads steht nun auch ganz im Zeichen der Nierengesundheit. Sie essen sehr salzarm, sehr wenig Fleisch und erweitern die täglichen Bewegungseinheiten kontinuierlich. Wolfgangs Handywecker sorgt dafür, dass er termingerecht seine Medikamente nimmt, um einer Abstoßungsreaktion bestmöglich vorzubeugen.

Unterstützung fürs Management des neuen Alltags und die seelische Auseinandersetzung mit dem Thema „Transplantation“ gibt’s am Uniklinikum von psychosomatischer Seite. Das Team der Klinischen Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie betreut die Betroffenen während des gesamten Prozesses. Zu Beginn findet – auch gesetzlich vorgeschrieben – ein ausführliches Gespräch statt, bei dem Fragen wie jene nach der Motivation für die Entscheidung zur Spende bzw. Transplantation zur Sprache kommen. „Wir begegnen den Patient*innen immer mit Offenheit und Empathie, aber auch therapeutischer Klarheit: Bei Lebendspenden geht es darum, die Spende als Geschenk, als Akt der Nächstenliebe und keinesfalls als Schuldgrund zu begreifen, bei Spenden von Verstorbenen kann die Vorstellung, dass ein Teil eines anderen Menschen in einem weiterlebt, tröstlich sein oder spirituell bedeutungsvoll erlebt werden – je nach Hintergrund der Person“, erklärt Univ.-Prof.in Dr.in Jolana Wagner-Skacel, die Leiterin der Abteilung. Im Zuge der Betreuung gibt’s zudem Unterstützung für eine gesunde Lebensweise, um das neue Organ so gut es geht zu schützen, oder auch dafür, wie man die Immunsuppressiva richtig einnimmt, ausreichend Bewegung macht und damit auch seiner Psyche etwas Gutes tut.

Im Gespräch mit Wolfgang Konrad wird deutlich, dass die Reisepläne, die nun wieder geschmiedet werden können, einen positiven Beitrag für die psychische Gesundheit des Paares leisten. Denn schon früher waren die beiden viel unterwegs und die Freude auf mögliche neue Trips scheint auch für die anstrengende Zeit, die sie hinter sich haben, zu entschädigen.

Daten und Fakten zur Organtransplantation

 

Gesamtzahl

2024 wurden am Uniklinikum Graz 82 Transplantationen durchgeführt, davon 43 Nieren-, 31 Leber-, 6 Herz- und 2 Pankreastransplantationen. Eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Jahr 2023, in dem 62 Transplantationen stattfanden.
Graz ist eines der vier großen Zentren in Österreich, in denen Transplantationen durchgeführt werden. Laut Transplant-Jahresbericht der „Gesundheit Österreich“ wurden 2024 österreichweit 637 Organe transplantiert, 58 davon mit Organen von Lebendspender*innen und 579 mit Organen von Verstorbenen.
Transplantationen selbst werden am Uniklinikum Graz vom Team der Klinischen Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie durchgeführt, wobei bei Erwachsenen die Organe Bauchspeicheldrüse, Leber und Niere transplantiert werden, bei Kindern Nieren. Herztransplantationen erfolgen vom Team der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie, die intensive Vor- und Nachbetreuung der Patient*innen übernehmen vielfach die Expert*innen der Univ.-Klinik für Innere Medizin – je nach Organ die Teams der unterschiedlichen Klinischen Abteilungen.

Lebendspende

Österreichweit stammen rund 86 Prozent aller Lebendspenden von Personen zwischen 40 und 69 Jahren, wobei der überwiegende Teil der Spendenden weiblich ist (auch in anderen Altersgruppen). Insgesamt stammen rund 67 Prozent aller Lebendspenden von Frauen. Auch am Uniklinikum Graz ist die Lebendspende überwiegend weiblich. Meist wird an den Ehepartner oder die Kinder gespendet.

Erfolgsraten

Am Uniklinikum liegt die Einjahresüberlebensrate für Lebertransplantationen bei über 90 Prozent, ca. die Hälfte der Patient*innen lebt 20 Jahre und noch länger mit der transplantierten Leber. Bei der Nierentransplantation liegt die Einjahresüberlebensrate bei Lebendspenden bei über 98 Prozent, bei Spenderorganen von Verstorbenen bei über 95 Prozent.
Wie lange eine transplantierte Niere funktioniert, ist von Faktoren wie Alter des Organs oder Gewebeübereinstimmung abhängig. Auch durchgemachte Abstoßungen verkürzen das Organüberleben. Es gibt aber einige Patient*innen, die seit über 20 Jahren mit einer transplantierten, gut funktionierenden Niere leben, einzelne Patient*innen sind sogar schon seit 30 Jahren transplantiert.

Wartezeiten auf ein Organ

Aktuell (Stand 28. Mai 2025) warten am Uniklinikum zwölf Patient*innen auf eine Leber, die durchschnittliche Wartezeit beträgt etwa drei Monate. Die Liste für eine Niere umfasst mehr als 100 Patient*innen, die Wartezeit auf dieses Organ beträgt 2,5 bis 3 Jahre. Auf ein Herz warten derzeit neun Patient*innen, auf eine Bauchspeicheldrüse zwei. Österreichweit befanden sich 2024 insgesamt 848 Patient*innen auf den Wartelisten für ein Spenderorgan.

Zuteilung der Organe

Die Zuteilung der Organe erfolgt über die Stiftung „Eurotransplant“, einer gemeinnützigen Organisation, die den internationalen Austausch aller Spenderorgane in Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Slowenien und Ungarn koordiniert.

Rechtliche Situation

In Österreich gilt hinsichtlich der Organspende rechtlich die so genannte Widerspruchslösung: Demnach ist jede Person, deren Tod festgestellt wurde, auch ein*e potenzielle*r Organspender*in, außer sie*er hat zu Lebzeiten einer Organspende bereits ausdrücklich widersprochen.

Presseanfragen

Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz

Telefon: +43 316 385-87791
Fax: +43 316 385-16942

simone.pichler@uniklinikum.kages.at

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