Gemeinsam gegen Blasenkrebs
Der Mai ist der offizielle Blasenkrebs-Awareness-Monat. Dies nimmt die UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Urologie am LKH-Univ. Klinikum Graz zum Anlass, um auf den Zusammenhang zwischen Blasenkrebs und Rauchen aufmerksam zu machen. Rauchen erhöht nicht nur das Risiko fĂŒr Lungenkrebs, sondern ist auch fĂŒr rund die HĂ€lfte aller BlasenkrebsfĂ€lle verantwortlich â eine Tatsache, die vielen nicht bewusst ist. Auch der Truck der âBlasenkrebs Roadshowâ macht am 28. Mai 2025 am LKH-Univ. Klinikum Graz Halt â der einzigen Station in Ăsterreich.

Manuel M. (Name geĂ€ndert) war 27 Jahre alt, als er die Diagnose Blasenkrebs erhielt, Gabrijela Z. war 48. Damit lagen beide deutlich unter dem Durchschnittsalter der Betroffenen, das zwischen 70 und 75 Jahren liegt. Doch auch bei ihnen gehen die Ărzt*innen davon aus, dass langjĂ€hriges Rauchen ursĂ€chlich fĂŒr die Erkrankung ist. Umso mehr liegt es ihnen am Herzen, mit ihrer Geschichte mehr Bewusstsein dafĂŒr zu schaffen, dass man die Gefahren des Rauchens auch in Bezug auf die Blase nicht unterschĂ€tzen darf. Manuel M., heute 36 Jahre alt, hat bereits sehr frĂŒh, mit knapp 11 Jahren, zu rauchen begonnen. Gabrijela Z. rauchte ebenfalls seit ihrer Jugend. Beide haben sofort nach der Diagnose mit dem Rauchen aufgehört. âGlauben Sie mir, wenn man zwei OPs hinter sich und alle drei Monate eine Blasenspiegelung zur Kontrolle vor sich haben, geht das ganz leichtâ, sagt Manuel M. Das Rauchen hĂ€lt er heute fĂŒr âdas Sinnloseste, was es auf diesem Planeten gibtâ. âDas fĂŒhrt zu absolut nichts, was auch nur irgendwie positiv sein könnte.â
Symptome oft verkannt

Sein Blasenkarzinom war damals im Rahmen einer Gesundenuntersuchung entdeckt worden, bei der sein Unterbauch per Ultraschall angeschaut wurde. Symptome hatte er keine bemerkt, dennoch war der Krebs bereits in einem âhigh gradeâ-Stadium. Bei Gabrijela Z. war die Blase immer schon ihre âSchwachstelleâ, erzĂ€hlt sie. Divertikel in der Blase sowie hĂ€ufige BlasenentzĂŒndungen haben sie immer wieder zum Urologen gefĂŒhrt. Dass sie dort eines Tages die Diagnose Krebs erhielt, war ein Schock. âMan weiĂ, dass es sein kann, glaubt aber einfach nie, dass es einen selbst treffen könnte.â Heute plĂ€dieren beide gemeinsam mit den Urolog*innen des Uniklinikum Graz fĂŒr die FrĂŒherkennung im Rahmen von Gesundenuntersuchungen. âEine klassische Vorsorgeuntersuchung, wie wir sie beispielsweise beim Brustkrebs kennen, gibt es beim Blasenkarzinom momentan leider noch nichtâ, erklĂ€rt Univ.-Prof. Dr. Sascha Ahyai, Vorstand der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Urologie am Uniklinikum Graz. âWenn die Erkrankung frĂŒh genug erkannt wird, hat man aber viel bessere Chancen.â
Blut im Harn als Warnsignal
Oft werden Symptome wie Blut im Urin oder Schmerzen beim Wasserlassen einem Harnwegsinfekt zugeschrieben. Dabei sind die Warnzeichen fĂŒr Blasenkrebs und die Beschwerden bei Harnwegsinfekten nicht gleich, macht Ahyai deutlich: âTypisch fĂŒr den Harnwegsinfekt sind die Schmerzen, hinzukommen kann etwas Blut im Urin. Typisch fĂŒr Blasenkrebs ist hingegen eine schmerzlose Blutung beim Wasserlassen. Das sollte man immer abklĂ€ren lassen.â
Vorsicht ist auch dann geboten, wenn die Beschwerden einer vermeintlichen Harnwegsinfektion nach einer Antibiotikatherapie immer wiederkehren, ergĂ€nzt der Urologe Priv.-Doz. Dr. Florestan Koll. Ein Harnstreifentest gibt dann Aufschluss, ob Blut im Harn ist. âManchmal ist diese Menge mikroskopisch klein und somit fĂŒr das freie Auge nicht sichtbarâ, erklĂ€rt der Experte. âNeben einem Ultraschall von Blase und Nieren wird bei Verdacht auf Blasenkrebs auch eine sogenannte Zystoskopie durchgefĂŒhrt â eine Untersuchung, bei der man die InnenwĂ€nde des Organs beurteilen und nach verdĂ€chtigen Stellen absuchen kann.â
VielfÀltige Therapieoptionen
Der Ausgangspunkt der bösartigen VerĂ€nderungen bei Blasenkrebs ist meist das Urothel, also die innere Auskleidung bzw. die Schleimhaut der Harnblase. Nur in seltenen FĂ€llen entwickelt sich Blasenkrebs von vornherein in den Muskelschichten oder im Bindegewebe der Blase. Die Therapie hĂ€ngt davon ab, ob und wie tief der Tumor in die Blasenwand eingewachsen ist: Ist er auf die Blasenschleimhaut begrenzt, sprechen Fachleute vom nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinom. Ist der Krebs bereits in die Muskelschicht der Blase eingewachsen, handelt es sich um ein muskelinvasives Harnblasenkarzinom. Die Behandlung von Blasenkrebs richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und erfolgt interdisziplinĂ€r durch Urologie und Onkologie. âOberflĂ€chliche Tumoren können in der Regel durch eine Operation bei gleichzeitigem Erhalt der Blase entfernt werdenâ, so Ahyai. Im Falle eines muskelinvasiven Blasenkarzinoms muss die Blase in der Regel komplett entfernt und durch eine kĂŒnstliche Blase aus einem Teil des Darms oder mit einem Stomabeutel ersetzt werden â auch Gabrijela Z. lebt heute mit einem Stomabeutel.
570.000 Neuerkrankungen pro Jahr weltweit
Rund 1.600 FĂ€lle jĂ€hrlich in Ăsterreich
achthÀufigste Krebserkrankung weltweit
Das wichtigste Merkmal ist eine schmerzlose, sichtbare Blutbeimengung im Harn.
Hauptrisikofaktor: Tabakkonsum (rund 50 Prozent der Tumoren sind auf das Rauchen zurĂŒckzufĂŒhren)
Erhöhtes Risiko haben weiters Menschen, die berufsbedingt mit bestimmten Chemikalien arbeiten, wie beispielsweise Frisör*innen und Lackierer*innen sowie Menschen in der Petroleumproduktion und der Metallverarbeitung.
MÀnner sind drei- bis viermal hÀufiger betroffen als Frauen
FrĂŒherkennung verbessert die Heilungschancen deutlich
Drei Viertel der Erstdiagnosen weisen ein nicht-muskelinvasives Harnblasenkarzinom auf, welches sich in der Regel operativ entfernen lĂ€sst. Da die Tumoren aber hĂ€ufig wiederkehren oder fortschreiten, ist eine regelmĂ€Ăige Nachsorge notwendig.
Rauchen erhöht nicht nur das Risiko fĂŒr Blasenkrebs, sondern auch fĂŒr andere urologische Erkrankungen wie z. B. Nierenzellkarzinom, Tumoren der Harnleiter, erektile Dysfunktion sowie Penis- und Prostatakrebs.
Neuer Ansatz in der perioperativen Therapie des Blasenkarzinoms
Gabrijela Z. ist in Graz auch die erste Patientin, die von einem neuen Therapieschema profitiert. âEnde des letzten Jahres hat sich die Therapie grundlegend geĂ€ndertâ, erklĂ€ren Univ.-Prof. Dr. Thomas Bauernhofer und Priv.-Doz.in Dr.in Angelika Terbuch von der Klinischen Abteilung fĂŒr Onkologie am Uniklinikum Graz. Die beiden gehören ebenfalls zum Behandlungsteam von Gabrijela Z. Ihre Schwerpunkte sind die Uroonkologie und die Immunonkologie. Neu ist, dass bereits vor der Operation eine Immuntherapie, kombiniert mit einer Chemotherapie, eingeleitet wird. Nach der Operation geht es mit einer sogenannten Erhaltungs-Immuntherapie weiter. âBei diesem Therapieansatz hat sich der Tumor in einem Fall bereits vor der OP vollstĂ€ndig zurĂŒckgebildetâ, berichtet Bauernhofer. âMittlerweile ist die Kombinationstherapie die Standardbehandlung beim lokalisierten muskelinvasiven Blasenkrebsâ, ergĂ€nzt Terbuch.
âDie groĂartigen Fortschritte in der medikamentösen Tumortherapie beim Blasenkarzinom geben Grund zur Hoffnung, dass wir in der Zukunft vielleicht auch bei in die Blasenwandmuskulatur eingewachsenem Blasenkrebs die Blase doch erhalten können. Bis dahin werden wir weiterhin möglichst minimal invasiv (transurethral oder robotisch) die Blase behandeln bzw. durch Darm ersetzen oder vielleicht sogar transplantieren,â so Sascha Ahyai. Anfang Mai gelang in den USA weltweit erstmals die Transplantation einer menschlichen Harnblase.
Am 28. Mai 2025 macht der Truck der âBlasenkrebs Roadshow 2025" Station vor der Tagesklinik der Chirurgischen Kliniken am LKH-Univ. Klinikum Graz. Unter dem Motto âStark im Team. Gemeinsam gegen Blasenkrebsâ finden Schulungen und Informationsveranstaltungen zu Diagnose und Behandlungsmethoden fĂŒr Mitarbeiter*innen statt. Zudem stehen die Urolog*innen des Uniklinikum Graz ab 10 Uhr Interessierten fĂŒr alle Fragen zur Vorsorge und Behandlung zur VerfĂŒgung.
Wann? Mittwoch, 28. Mai 2025, 10:00 â 16:00 Uhr
Wo? LKH-Univ. Klinikum Graz, Platz vor der Tagesklinik Chirurgische Kliniken, Auenbruggerplatz 29/3, 8036 Graz
Presseanfragen
Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz
Telefon: +43 316 385-87791
Fax: +43 316 385-16942
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