Gemeinsam gegen Blasenkrebs

Pressemitteilung

Der Mai ist der offizielle Blasenkrebs-Awareness-Monat. Dies nimmt die UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Urologie am LKH-Univ. Klinikum Graz zum Anlass, um auf den Zusammenhang zwischen Blasenkrebs und Rauchen aufmerksam zu machen. Rauchen erhöht nicht nur das Risiko fĂŒr Lungenkrebs, sondern ist auch fĂŒr rund die HĂ€lfte aller BlasenkrebsfĂ€lle verantwortlich – eine Tatsache, die vielen nicht bewusst ist. Auch der Truck der „Blasenkrebs Roadshow“ macht am 28. Mai 2025 am LKH-Univ. Klinikum Graz Halt – der einzigen Station in Österreich.

Patientin mit einer Ärztin und zwei Ärzten vor einer Wand im siebten Stock der Chirurgie.
Patientin Gabrijela Z. mit einem Teil des interdisziplinĂ€ren Behandlungsteams. V. l. n. r.: Univ.-Prof. Dr. Thomas Bauernhofer, Priv.-Doz. Dr. Angelika Terbuch (beide Klinische Abteilung fĂŒr Onkologie) sowie Priv.-Doz. Dr. Florestan Koll (UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Urologie). | ©LKH-Univ. Klinikum Graz / K. Remling

Manuel M. (Name geĂ€ndert) war 27 Jahre alt, als er die Diagnose Blasenkrebs erhielt, Gabrijela Z. war 48. Damit lagen beide deutlich unter dem Durchschnittsalter der Betroffenen, das zwischen 70 und 75 Jahren liegt. Doch auch bei ihnen gehen die Ärzt*innen davon aus, dass langjĂ€hriges Rauchen ursĂ€chlich fĂŒr die Erkrankung ist. Umso mehr liegt es ihnen am Herzen, mit ihrer Geschichte mehr Bewusstsein dafĂŒr zu schaffen, dass man die Gefahren des Rauchens auch in Bezug auf die Blase nicht unterschĂ€tzen darf. Manuel M., heute 36 Jahre alt, hat bereits sehr frĂŒh, mit knapp 11 Jahren, zu rauchen begonnen. Gabrijela Z. rauchte ebenfalls seit ihrer Jugend. Beide haben sofort nach der Diagnose mit dem Rauchen aufgehört. „Glauben Sie mir, wenn man zwei OPs hinter sich und alle drei Monate eine Blasenspiegelung zur Kontrolle vor sich haben, geht das ganz leicht“, sagt Manuel M. Das Rauchen hĂ€lt er heute fĂŒr „das Sinnloseste, was es auf diesem Planeten gibt“. „Das fĂŒhrt zu absolut nichts, was auch nur irgendwie positiv sein könnte.“

Symptome oft verkannt

UniversitÀtsprofessor Sascha Ahyai im Gang einer Station am Uniklinikum Graz.
Univ.-Prof. Dr. Sascha Ahyai (Vorstand der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Urologie am UniversitĂ€tsklinikum Graz) | ©LKH-Univ. Klinikum Graz / K. Remling

Sein Blasenkarzinom war damals im Rahmen einer Gesundenuntersuchung entdeckt worden, bei der sein Unterbauch per Ultraschall angeschaut wurde. Symptome hatte er keine bemerkt, dennoch war der Krebs bereits in einem „high grade“-Stadium. Bei Gabrijela Z. war die Blase immer schon ihre „Schwachstelle“, erzĂ€hlt sie. Divertikel in der Blase sowie hĂ€ufige BlasenentzĂŒndungen haben sie immer wieder zum Urologen gefĂŒhrt. Dass sie dort eines Tages die Diagnose Krebs erhielt, war ein Schock. „Man weiß, dass es sein kann, glaubt aber einfach nie, dass es einen selbst treffen könnte.“ Heute plĂ€dieren beide gemeinsam mit den Urolog*innen des Uniklinikum Graz fĂŒr die FrĂŒherkennung im Rahmen von Gesundenuntersuchungen. „Eine klassische Vorsorgeuntersuchung, wie wir sie beispielsweise beim Brustkrebs kennen, gibt es beim Blasenkarzinom momentan leider noch nicht“, erklĂ€rt Univ.-Prof. Dr. Sascha Ahyai, Vorstand der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Urologie am Uniklinikum Graz. „Wenn die Erkrankung frĂŒh genug erkannt wird, hat man aber viel bessere Chancen.“

Blut im Harn als Warnsignal

Oft werden Symptome wie Blut im Urin oder Schmerzen beim Wasserlassen einem Harnwegsinfekt zugeschrieben. Dabei sind die Warnzeichen fĂŒr Blasenkrebs und die Beschwerden bei Harnwegsinfekten nicht gleich, macht Ahyai deutlich: „Typisch fĂŒr den Harnwegsinfekt sind die Schmerzen, hinzukommen kann etwas Blut im Urin. Typisch fĂŒr Blasenkrebs ist hingegen eine schmerzlose Blutung beim Wasserlassen. Das sollte man immer abklĂ€ren lassen.“

Vorsicht ist auch dann geboten, wenn die Beschwerden einer vermeintlichen Harnwegsinfektion nach einer Antibiotikatherapie immer wiederkehren, ergĂ€nzt der Urologe Priv.-Doz. Dr. Florestan Koll. Ein Harnstreifentest gibt dann Aufschluss, ob Blut im Harn ist. „Manchmal ist diese Menge mikroskopisch klein und somit fĂŒr das freie Auge nicht sichtbar“, erklĂ€rt der Experte. „Neben einem Ultraschall von Blase und Nieren wird bei Verdacht auf Blasenkrebs auch eine sogenannte Zystoskopie durchgefĂŒhrt – eine Untersuchung, bei der man die InnenwĂ€nde des Organs beurteilen und nach verdĂ€chtigen Stellen absuchen kann.“

VielfÀltige Therapieoptionen

Der Ausgangspunkt der bösartigen VerĂ€nderungen bei Blasenkrebs ist meist das Urothel, also die innere Auskleidung bzw. die Schleimhaut der Harnblase. Nur in seltenen FĂ€llen entwickelt sich Blasenkrebs von vornherein in den Muskelschichten oder im Bindegewebe der Blase. Die Therapie hĂ€ngt davon ab, ob und wie tief der Tumor in die Blasenwand eingewachsen ist: Ist er auf die Blasenschleimhaut begrenzt, sprechen Fachleute vom nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinom. Ist der Krebs bereits in die Muskelschicht der Blase eingewachsen, handelt es sich um ein muskelinvasives Harnblasenkarzinom. Die Behandlung von Blasenkrebs richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und erfolgt interdisziplinĂ€r durch Urologie und Onkologie. „OberflĂ€chliche Tumoren können in der Regel durch eine Operation bei gleichzeitigem Erhalt der Blase entfernt werden“, so Ahyai. Im Falle eines muskelinvasiven Blasenkarzinoms muss die Blase in der Regel komplett entfernt und durch eine kĂŒnstliche Blase aus einem Teil des Darms oder mit einem Stomabeutel ersetzt werden – auch Gabrijela Z. lebt heute mit einem Stomabeutel.

Zahlen und Fakten zum Blasenkarzinom

570.000 Neuerkrankungen pro Jahr weltweit

Rund 1.600 FĂ€lle jĂ€hrlich in Österreich

achthÀufigste Krebserkrankung weltweit

Das wichtigste Merkmal ist eine schmerzlose, sichtbare Blutbeimengung im Harn.

Hauptrisikofaktor: Tabakkonsum (rund 50 Prozent der Tumoren sind auf das Rauchen zurĂŒckzufĂŒhren)

Erhöhtes Risiko haben weiters Menschen, die berufsbedingt mit bestimmten Chemikalien arbeiten, wie beispielsweise Frisör*innen und Lackierer*innen sowie Menschen in der Petroleumproduktion und der Metallverarbeitung.

MÀnner sind drei- bis viermal hÀufiger betroffen als Frauen

FrĂŒherkennung verbessert die Heilungschancen deutlich

Drei Viertel der Erstdiagnosen weisen ein nicht-muskelinvasives Harnblasenkarzinom auf, welches sich in der Regel operativ entfernen lĂ€sst. Da die Tumoren aber hĂ€ufig wiederkehren oder fortschreiten, ist eine regelmĂ€ĂŸige Nachsorge notwendig.

Rauchen erhöht nicht nur das Risiko fĂŒr Blasenkrebs, sondern auch fĂŒr andere urologische Erkrankungen wie z. B. Nierenzellkarzinom, Tumoren der Harnleiter, erektile Dysfunktion sowie Penis- und Prostatakrebs.

Neuer Ansatz in der perioperativen Therapie des Blasenkarzinoms

Gabrijela Z. ist in Graz auch die erste Patientin, die von einem neuen Therapieschema profitiert. „Ende des letzten Jahres hat sich die Therapie grundlegend geĂ€ndert“, erklĂ€ren Univ.-Prof. Dr. Thomas Bauernhofer und Priv.-Doz.in Dr.in Angelika Terbuch von der Klinischen Abteilung fĂŒr Onkologie am Uniklinikum Graz. Die beiden gehören ebenfalls zum Behandlungsteam von Gabrijela Z. Ihre Schwerpunkte sind die Uroonkologie und die Immunonkologie. Neu ist, dass bereits vor der Operation eine Immuntherapie, kombiniert mit einer Chemotherapie, eingeleitet wird. Nach der Operation geht es mit einer sogenannten Erhaltungs-Immuntherapie weiter. „Bei diesem Therapieansatz hat sich der Tumor in einem Fall bereits vor der OP vollstĂ€ndig zurĂŒckgebildet“, berichtet Bauernhofer. „Mittlerweile ist die Kombinationstherapie die Standardbehandlung beim lokalisierten muskelinvasiven Blasenkrebs“, ergĂ€nzt Terbuch.

„Die großartigen Fortschritte in der medikamentösen Tumortherapie beim Blasenkarzinom geben Grund zur Hoffnung, dass wir in der Zukunft vielleicht auch bei in die Blasenwandmuskulatur eingewachsenem Blasenkrebs die Blase doch erhalten können. Bis dahin werden wir weiterhin möglichst minimal invasiv (transurethral oder robotisch) die Blase behandeln bzw. durch Darm ersetzen oder vielleicht sogar transplantieren,“ so Sascha Ahyai. Anfang Mai gelang in den USA weltweit erstmals die Transplantation einer menschlichen Harnblase.

Blasenkrebs Roadshow 2025

Am 28. Mai 2025 macht der Truck der „Blasenkrebs Roadshow 2025" Station vor der Tagesklinik der Chirurgischen Kliniken am LKH-Univ. Klinikum Graz. Unter dem Motto „Stark im Team. Gemeinsam gegen Blasenkrebs“ finden Schulungen und Informationsveranstaltungen zu Diagnose und Behandlungsmethoden fĂŒr Mitarbeiter*innen statt. Zudem stehen die Urolog*innen des Uniklinikum Graz ab 10 Uhr Interessierten fĂŒr alle Fragen zur Vorsorge und Behandlung zur VerfĂŒgung.

Wann? Mittwoch, 28. Mai 2025, 10:00 – 16:00 Uhr
Wo? LKH-Univ. Klinikum Graz, Platz vor der Tagesklinik Chirurgische Kliniken, Auenbruggerplatz 29/3, 8036 Graz

Presseanfragen

Pressestelle des LKH-Univ. Klinikum Graz
Mag. Simone Pfandl-Pichler
Auenbruggerplatz 1, 8036 Graz

Telefon: +43 316 385-87791
Fax: +43 316 385-16942

simone.pichler@uniklinikum.kages.at

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