KAGes richtet tägliche Sondersprechstunde in der KJP Ambulanz am LKH Graz II, Standort Süd ein
Beispielhaft fand gestern die erste Krisenversorgung der Kinder, Jugendlichen und deren Eltern nach dem Amoklauf am BORG Dreierschützengasse in Graz statt. Nicht selten kommt es bei Jugendlichen, die ein solches Erlebnis miterleben mussten, aber auch bei Geschwistern, Jugendlichen, die einen Freund verloren haben, als auch Angehörigen, zu akuten Belastungsreaktionen, Anpassungsstörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Diese treten in der Regel zwischen ein bis drei Tagen und sechs Monaten nach dem Ereignis auf. Es ist essentiell, auftretende Sorgen, Ängste sowie Symptome einer posttraumatischen Belastung vorzubeugen, zu erkennen und schnellstmöglich zu behandeln.
Die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) richtet dazu ab sofort eine tägliche Sondersprechstunde in der Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) am LKH Graz II, Standort Süd ein. Hier können sich betroffene, besorgte, symptomatische Jugendliche und deren Eltern melden, um zeitnah niederschwellig Hilfe und Entlastung zu finden. Folgende Symptome können auftreten: Ängste, Schlafstörungen, Reizbarkeit, schulmeidendes Verhalten, Depressionen, Trauerreaktionen, Gefühle des Betäubtseins, innerer Leere oder auch andere Veränderungen.
Um Wartezeiten zu vermeiden, wird eine kurze Anmeldung vorab unter 0316 / 2191 2534 von Montag bis Freitag zwischen 08:00 – 14:00 Uhr erbeten.
Jugendlichen, Eltern und Bezugspersonen wird geraten, lieber zu früh als zu spät einen Termin zu vereinbaren. Folgende Tipps sind im Umgang mit Kindern oder Jugendlichen aus fachspezifischer Sicht empfehlenswert:
Das Thema nicht vermeiden.
Veränderungen im Alltag erklären.
Ehrliche Antworten zur Sachlage geben.
Kindgerechte / Jugendgerechte Worte für das Geschehen finden.
Wiederholte Fragen geduldig beantworten.
Verlässliche und vorhersagbare Routinen im Alltag beibehalten.
Nicht Ihr Kind oder den Jugendlichen drängen, aber Bereitschaft zum Gespräch zeigen.
Reaktionen, Gedanken und Gefühle des Kindes oder des/der Jugendlichen sind – egal welche – angemessen.
Keine unrealistischen Versprechungen oder Versicherungen geben.
Mit dem Kind oder dem/der Jugendlichen nonverbale Wege finden, sich auszudrücken.
Kinder und Jugendliche an den eigenen Reaktionen / Bewältigungsformen teilhaben lassen.
Dem Kind oder dem/der Jugendlichen die eigene Abwehr und Bewältigung lassen.
Sollten diese vorhanden sein: Mit der Rückkehr früherer traumatischer Erinnerungen rechnen.
Körperliche Symptome beachten und diesen freundlich und alltäglich begegnen.
Regression, Trauer und „Kind sein“ zulassen.
Bei länger anhaltender und auffälliger Symptomatik wird die kinderpsychiatrische Vorstellung empfohlen.
Prim. Univ.Prof.Dr. Isabel Böge
Abteilung f. Kinder- u. Jugendpsychiatrie, LKH Graz II
Tel.: 0316 2191 2532
Mail: isabel.boege@kages.at